Samstag, 11. Oktober 2014

Die Umlandraver

Ich war neulich auf der Veranstaltung "11 Jahre Ostfunk". Neben einigen wirklich guten DJs haben auch wieder einige äußerst seltsame Gestallten den Weg in den Postbahnhof gefunden. Die Umlandraver.

Der Umlandraver kommt entweder aus Ost-Berlin (jwd) oder wie der Name schon suggeriert, tatsächlich aus dem Umland Berlins. Er grenzt sich zu den anderen feiernden eindeutig durch sein Erscheinungsbild ab. Ihm ist anscheinend nicht bewusst, dass die Loveparade seit 2010 der Vergangenheit angehört, somit schmückt er sich immer noch mit grellen Neonfarben und unzähligen Knicklichtern. Während die Umlandraverin jegliche Freizeit, welche sie neben ihrem Friseurjob erübrigen kann, unter der Sonnenbank verbringt, stählt das männliche Gegenstück seine Muskeln in der Muckibude. Im Gegensatz zu den weiblichen Mitgliedern dieser Gruppe, scheint es bei den Männern verschiedene ausgeübte Berufe zu geben. Sowohl beim künstlichen Sonnenbad als auch im Sportstudio wird maßlos übertrieben, damit ja niemandem Zweifel an der Zugehörigkeit zu dieser Gruppe aufkommen. Ungefähr eine Stunde nach Einlass entledigen sich die männlichen Umlandraver ihrer neonfarbenden T-Shirts, welche erst herumgewirbelt und anschließend achtlos auf den Boden geworfen werden. Bei den echten Umlandravern ist ein tiefergelegtes Auto (Golf GTI, BMW 3er oder Audi A3) nicht nur Statussymbol sondern zwingend erforderlich.
Innerhalb der Gruppierung kommt es beim feiern immer wieder zu deutlich spürbaren Spannungen. Meist sind unterschiedlich favorisierte "Schauspieler" der Serie "Berlin - Tag und Nacht" oder zu lang besetzte Toiletten deren Auslöser.
Faszinierend ist das Tempo in welchem gefeiert wird. Schon bei Einlassbeginn werden die Klos gestürmt um den Mageninhalt in die Schüssel zu erbrechen. Fangen die Mainacts gegen 3 Uhr an aufzulegen, sind nur noch schätzungsweise 5% der Umlandraver dabei. Alle anderen sind bereits zu Hause oder schlafen im tiefergelegten Auto vor der Veranstalltungslokalität.

Zu guter letzt noch zwei Bildbeispiele:





Der Autor merkt an, dass dieser Beitrag rein aus langer Weile und fehlenden Gefährten für einen gepflegten Tagesrausch entstanden ist. 

 

1 Kommentar:

  1. Soziologische Studien haben eine lange Tradition in Ben's Blog. Auch diese hier erachte ich wieder einmal für höchst zutreffend. Wunderlich, wozu der Autor so im Stande ist, wenn ihm einmal der stets anzustrebende samstägliche Tagesrausch verwehrt wird (Schweren Herzens, aber ich war nicht in Preußen). Was sonst noch so auf der Ostfunk-Party geschah, hoffe ich in Bälde sicher noch zu erfahren.

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