Es fühlte sich an, als sei man nach einer Expedition durch den Dschungel wieder im zivilisierten Manaus angekommen. Oder als habe man nach einer langen Bergwanderung endlich die Hütte erreicht. Vielleicht übertreibe ich aber auch ein klein bischen gerade. Ich habe nach zwei Offline-Wochen wieder Internet in Acikron.
So ähnlich angenehm und gespickt mit dem Gefühl voller Möglichkeiten jedenfalls stelle ich mir auch die Rückkehr ins Sozialleben nach meiner Masterarbeit in elf Tagen vor.
Ein bekanntes Nachrichtenmagazin titelte vor einiger Zeit einmal "Ich bin dann mal off", um damit den Wunsch von einer Art Lebensgefühl zu beschreiben, das hin und wieder mal, wie ich glaube, uns alle befällt. Selbst der Pfarrer meiner Gemeinde machte es kürzlich zum Thema, dass das Internet zwar für ihn ein Segen sei, er allerdings unglaublich viel Zeit dort vergeuden könnte. Ach, wenn sich die Zeitverschwendung doch wenigstens nur auf unseren Blog beschränkte, wie gut könnte ich damit leben! Aber welche langen Stunden ich schon in der Welt des Halbwissens von Wikipedia verbracht, auf der Suche nach Antworten in Foren, deren Mitglieder sich am Ende stets beschimpfen, vernichtet oder mich auf Nachrichtenseiten von drängenden Aufgaben abgelenkt habe, es ist ein Graus. Insofern hatte eine technisch begründete Internet-Zwangspause in den letzten zwei Wochen viel für sich.
Auch auf unseren gemeinsamen Urlauben war die Off-Line immer ein sehr willkommener Begleiter. Letzten Spätsommer auf einer Süddeutschen Almhütte oder die Tage in der Provence - Ohne Mails, Facespuck, Wozzapp, wahnsinnig erholsam. Hinzukommt, dass ich schon vorher klever genug war, meinen Hang zur Selbstablenkung ernst zu nehmen und mir auf meinem Laptop keinen Internetzugang in der Uni eingerichtet habe. Selbst in Schwachen Stunden sind die Weiten Googles also in der Bibliothek für mich kein Thema.
Ohne nun die Vorteile des Netzes aufzuzählen, um die wir alle wissen, schließlich wäre nicht nur dieser Blog ohne es einfach unmöglich, frage ich mich: Warum scheint es nicht machbar zu sein, mit dieser auf jeden Fall wertvollen Ressource sparsam und effektiv umzugehen? Warum lassen wir alle uns im Internet permanent ablenken (Ich weiß, dass es euch auch regelmäßig passiert, man schaue nur in unsere Whatsappgruppe....)? Warum ist es immer erst ein uns verwehrter Zugang zum Netz, der uns das Off-Leinsamenöl genießen lässt?
Eingedenk der wunderbaren Woche, die ich hatte ohne Internet, erwäge ich sofort wieder, mir die Leitung einfach selber zu kappen. Aber für Mails immer ins Café oder die Uni? Sich wieder ein BVG-Kursbuch besorgen (gibt es sowas überhaupt noch)? Außerdem hat ja jedes Smartphone mittlerweile fast das gleiche Suchtpotential und ein solches liegt schließlich, nicht zuletzt um mit meinen lieben Geil-Druff-Gesellen verbunden zu bleiben, auch in meiner Behausung herum. Also beides, Smartphone und Internet für mich selber abschaffen?
Nein, das kommt mir vor, als wollte ich mir den Zagel abschneiden, nur um Frauen nicht mehr interessant zu finden. Würde wahrscheinlich eh nicht funktionieren. Und wäre außerdem schmerzvoll irreversibel.
Ich denke, es muss doch wohl auch mit Selbstkontrolle möglich sein. So eine Frage wie: "Brauche ich jetzt, wirklich jetzt gerade, irgendeine Antwort von Wikipedia?" "Ich muss es nur schaffen, heute mal nicht wieder online abzuschweifen!" Schaffen trockene Alkis ja auch (manchmal). Vielleicht, indem ich mir zweimal die Woche einen Offline-Abend verhänge. Das werden dann die Abende, wo ich euch anrufe und nach einem gemeinsamen Bier frage. Ach, übrigens, ein solches vermisse ich schmerzlich mit euch. Es wird mal wieder Zeit dafür, Freunde! Von meiner Seite elf Tage noch.
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