Freitag, 29. Januar 2016

Alles eine Frage der Fallhöhe

Wer einmal auf einer Party gewesen ist, die gefühlt nur von Investment-Bankern, Großkanzlei-Anwälten, Startup-Unternehmern oder anderen Leuten bevölkert wird, von denen man landläufig sagt, sie hätten zwar kein Leben, aber finanzielle Mittel, sich sieben davon kaufen zu können, der kennt wahrscheinlich dieses Gefühl: Das will ich auch. Und übrigens von wegen kein Leben: Man hat sie ja auf einer Party getroffen, haben sie also doch ein Leben? Irgendwas scheinen die Ralph-Lauren-Richkids ja doch richtig gemacht zu haben, mal ganz abgesehen von den Fräuleins, die sie zumeist begleiten.

Ja, der Mensch vergleicht sich gern. Aber allzugern vergleicht er sich mit seinem ummittelbaren Umfeld. Das kann für einen Abend eine solche Jung-schön-und-reich-Party sein, zum Glück gibt es aber auch Parties auf denen Bürokauffrauen und Hotelfachschüler die Hauptklientel stellen, da kommt man sich dann verdammt intellektuell und fortschrittlich vor. Oder er vergleicht sich mit seinen Freunden, ja er tut es, der Mensch. Auch wenn es die wenigsten zugeben, dass sie sich mit ihren Freunden vergleichen. Könnte man dann daran sehen, wenn plötzlich reihum alle Partnerinnen der Freunde schwanger werden....

Leider sind, um auf die eingangs besprochenen Feiersituationen zurückzukommen, Parties nicht mehr eine so überhäufige Sache bei uns allen. Zum einen, weil es einfach nicht so viele gibt, das war auch schon früher eigentlich so. Zum anderen, weil eigentlich nur die "kleinen Ferien", also Freitag und Samstag dafür in Frage kommen (Zu meinem Leidwesen hat dabei der Samstag eindeutig die Nase vorn). Aber vergleichen, dass tut man ja auch permanent sonst im Leben, nicht nur auf Feiern.

Ich vergleiche momentan vor allem meine Fortschritte während der Arbeit mit den ersten Schritten am Anfang. Da ist durchaus eine Lernkurve zu verzeichnen, auch wenn ich noch keinen Kunden davon überzeugen konnte, in das "innovative Wachstumskonzept" meines Privatlebens mit Risikokapital in strategische Vorleistung zu gehen. Obwohl ich ihnen dafür sogar eine Powerpointpräsentation erstellen würde (Wow, ich weiß).
Der Vergleich mit anderen Worten: Ein Sturz, der am Anfang noch wehtut, ist irgendwann kaum mehr der Rede wert (naja, auch wenn er wohl nie schmerzfrei sein wird). Der Mensch gewöhnt sich eben an alles. So freute ich mich diese und die letzte Woche sehr, mal ein paar Tage innerhalb der Woche zuhause zu sein. Man kann sich gar nicht vorstellen, wie schön es sein kann, im Zuhause-Büro um sieben Uhr aufstehen zu dürfen. Es kann sich wie ein Privileg anfühlen.

Irgendwie finde ich es eine interessante Erkenntnis, dass bei allem, was wir widerwillig tun -und Arbeit gehört für die meisten eben mal mehr, mal weniger dazu- eigentlich nur der Vergleich entscheidend ist, wie ungern man etwas macht. Wer lange arbeitslos ist, freut sich, arbeiten zu können, wer keinen Fernseher hat, schaut besonders gebannt Filme, wer viel Fettiges isst, genießt sogar einen großen Salat (geht mir zumindest so) - nur bleibt das alles nur nicht für ewig so. Was kann man also tun, um im Vergleich mit Freizeit, Party und Suff unliebsame Dinge zu meistern?

Einfach immer nach unten orientieren. Fortan gehe ich auf keine Feiern mehr, auf denen man lieber über Yachten und Anlagemöglichkeiten in Zeiten des Niedrigzinses spricht, als über das soziokulturelle Existenzminimum. Auf Studentenfeten dagegen kann ich als Held der Arbeit punkten. Da ich keine Frau bin, muss ich zumindest den Vergleich mit den anderen schwangeren Damen nicht scheuen. Nur für die Arbeit habe ich noch keine Lösung gefunden. Einfach nur sagen, es ginge alles schlimmer, reicht gefühlt noch nicht. Da wird mir auch hoffentlich noch ein Vergleich nach unten einfallen, der besser ist als der Vergleich mit dem Wochenende. Der macht nämlich nur am Freitag Spaß. Heute ist Freitag.

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