Samstag, 16. Februar 2013

Eins hat noch niemandem geschadet

Klausurenzeit - die Schuhe sind geputzt, man schreibt lustig im Blog und ruft lange vernächlässigte Freunde an, die Bude glänzt so wie vor dem Besuch der dänischen Königin, kurzum, man findet für alles Zeit, nur zum Lernen will man sich ungern bequemen. Das ist eigentlich so wie immer, nur einen Unterschied gibt es dieses Jahr: Der bevorstehende Abflug nach Schweden. So versuche ich dieses Jahr, während ich fröhlich weiterprokrastiniere, eine Gratwanderung, zum einen mit allen Freunden noch ein finales Bierchen zu trinken und zum anderen trotzdem zu lernen, statt, wie sonst bei mir üblich, eine alkoholfreie Phase einzulegen (Achtung, Dr. Ben* warnt vor damit einhergehenden Risiken!). Ob es gelingen wird? Noch unklar. Jedenfalls nehmt es mir nicht übel, wenn ich auf eure Einladungen hin murre, was gemeinsame Aktivitäten betrifft. Es ist nur Axels schlechtes Gewissen, denn natürlich habe ich Lust!
 Wie so etwas gelingen kann? Nun, der Vollksmund hält einige Weisheiten dazu parat: "Wer saufen kann, kann auch arbeiten"! Oder: "Der Schädel brummt, die Bücher stinken, höchste Zeit ein Pils zu trinken". Ob ich mich allerdings auf "Am morgen ein Joint und der Tag ist dein Freund" verlassen sollte, stelle ich mal dahin. Auch habe ich selber dazu eine Idee: "Soll die Klausur nicht sein beschissen, musst du deinen PoNR wissen!"

In der Vergangenheit war dieses Konzept nicht immer, aber manchmal von Erfolg gekrönt. So schrieb mir eine gewisse Miri S. aus Berlin: "Ich spreche aus ERFAHRUNG, wenn ich dir mitteilte, dass etwas Alkohol speziell aus der Destille der Lernhölle sehr gut tut...". Auf den Vorwurf, diese Daten seien nicht valide genug, mich zu Unvernünftigkeiten zu bewegen, entgegnet jene: "1.Prüfung nach Destille 1,7. 2.Prüfung nach ausgiebigem DestilleBesuch 1,3...reicht das erstmal als wissenschaftliche Grundlage oder brauchst Du noch mehr Fakten?". Angeblich ließe sich diese Datenreihen (1. Prf. 1,7; 2. Prf. 1,3) wohl fortsetzen, allerdings bin ich da bisher sehr skeptisch.
Denn da gibt es diese andere Geschichte. Wie ihr wisst, bin ich ja ein großer Freund der Chemie. In der Tat war dies mein bestes Fach in der Schule und ich war dem Unterricht meist ein Schuljahr voraus, weshalb "Lernen" bei mir eher darin bestand, mich bei Mariokart im Battlemode von meinem Bruder abgeziehen zu lassen. Nun, ich gebe zu, mit der Zeit habe ich eine unangenehme Arroganz im Falle der Chemie entwickelt, nicht nur weil ich der Meinung war, es nicht mehr nötig zu haben, mich am mündlichen Unterrichtsgeschehen irgendwie zu beteiligen. Ich machte förmlich eine Wissenschaft daraus, bewusst nicht zu lernen. Im Leistungskurs schließlich, kam ich zumindest von letzterem Grundsatz ab, speziell wohl, weil das Lernen mit meinen Freunden Felix und Jaki stets außerordentlich viel Spaß versprach und es die geparkte Eins zu sichern galt.
Als wieder eine wichtige Klausur anstand, beschlossen wir, aus unserer Gewohnheit, einen flüssigen Vertreter der Deutschen Alkoholindustrie zum Lernen als bescheidenen Gast dazuzubitten, ein etwas größeres Fest zu machen. Der Plan war einfach, aber simpel: Zwei Stunden Lernen - ein Bier. Dann eine Stunde Lernen - noch ein Bier. Eine halbe Stunde Lernen - Wieder ein Pilsken. Viertelstunde Lernen....
Ihr könnt euch denken, wie das endete. Es stimmt übrigens nicht, dass die richtigen Lernabstände alleine ausreichen, um Fakten vom Kurzzeit- ins Mittelzeitgedächtnis zu verschieben. Man muss dabei auch nüchtern bleiben. Die Klausur "Pyridin - Ein Aromat" wurde zur größten Katastrophe unserer Chemielaufbahn, vor allem für die anderen. Für mich bedeutete es primär, dass ich mich fortan wieder rege am mündlichen Unterricht zu beteiligen hatte.

Ein weiterer Fall von Alkohol und Lernen fand im Februar 2007 statt. Damals befand ich mich im Schlüsselsemester meines Baccalaureus', wie ich es selber nannte, da ich mich an die großen Brocken wagte und gleich sechs Klausuren auf einmal schrieb. Klar, alkoholfrei, bis auf eine Ausnahme: Karneval in Bonn. Fünf Klausuren hatte ich bereits hinter mir, auf die letzte hatte ich mich größtenteils schon vorauseilend vorbereitet. Nur Statistik II (!) wartete am Tag nach Rosenmontag auf mich. Ich kehrte auf den letzten Drücker zurück, mit einem Kater, den man schon als Raubkatze hätte bezeichnen können. Die Katze hob die Pranke und schlug zu: 50,5 von 100 Punkten. Stellt euch mal vor, ich hätte noch ein Schnäpperken mehr getrunken.

Weingeist und akademischer Geist - Nein, es ist eine Hassliebe zwischen den beiden. Und ja, Pfiffy, ich  freue mich, mit dir heute abend auszugehen! Getreu dem rheinischen Motto: "Et kütt wie et kütt" und "Et hätt noch immer jot jejange"!

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