Samstag, 28. März 2015

Schlafmangel

Man kann es ja mittlerweile kaum noch hören, all die Superlative, wie wenig jemand geschlafen haben will. Irgendwie scheint es unter Ende Zwanzigjährigen/Anfang Dreißigjährigen üblich zu sein, seine enorme Strahlkraft über möglichst wenige Stunden Erhlolung am Tag ausdrücken zu wollen. Der Satz "Ich habe heute Nacht nur vier Stunden geschlafen" ist dabei anscheinend der Ausweis größtmöglicher Belastbarkeit und Disziplin. Manchmal denke ich gar, dass es schon an Angeberei grenzt. Klar, wer hätte nicht mehr Lebenszeit, während jener man voller Leitungsfähigkeit und Tatendrang ist. Nur glaube ich, dass dies bei weniger Schlaf nicht zwangsläufig der Fall wäre.

Kürzlich kam ich eher unfreiwillig in den Genuss von vier Stunden Schlaf. Ich hatte die Nacht durchgearbeitet, aber am folgenden Mittag wieder einen Termin. Erstmal nichts komplett Ungewöhnliches, rar dagegen eher die Tatsache, dass nahezu kein Koffein oder Alkohol im Spiel war. So nahm ich dies zum Anlass mal für mich selber zu überprüfen, was Schlafmangel so mit einem anrichtet. Letztendlich ergaben sich für mich zwei Erkenntnisse, die frühere Hypothesen untermauern:

1. Die Wirkungen von Schlafmangel sind in vielen Aspekten einem Alkoholkater verdammt ähnlich. Ich gehe sogar so weit zu sagen, dass der Großteil des Katers auf Schlafmangel basieren könnte. Schließlich verändert (viel) Alkohol das Schlafverhalten kollosal, was auch Almü mal im Schlaflabor der Lübecker Universität an mir nachweisen konnte.
Schlafphasen. Grün berauscht, rot nüchtern (Internet, bearbeitet)
Zunächst nämlich fällt der Besoffene in einen Art Tiefschlaf, der aber nur wenige Stunden andauert (Das ist die Zeitspanne, in der Leute kaum wachzubekommen sind und in der S-Bahn einschlafen, das Handy verschwindet, sie in Frohnau aufwachen und im Morgengrauen den Eltern Brötchen mitbringen, um den peinlichen Vorfall als Gang zum Bäcker zu tarnen, was freilich dank einer monströsen Fahne kaum glaubhaft rüberkommt). Danach schläft der Besoffene nur noch oberflächlich; siehe die selbst verhunzte Abbildung, wo die Hypothese grob skizziert ist. Auf Festivals spart man sich jenen Teil des Schlafes daher nicht selten. Ich vermute, das sein Erholungseffekt auch eher geringerer Natur ist. Jedenfalls kann ich im Kater nach der Tiefschlafphase so lange versuchen weiterzuschlafen, wie ich möchte, besser wird's kaum. Kater ist meiner Meinung nach also zu nicht unbeträchtlichem Teil einfach Schlafmangel. Da es mit viel Alkohol unmöglich ist, normal zu schlafen, wird es auch nie möglich sein, den Kater ernsthaft zu umgehen. Dabei meine ich nicht etwaige Kopfschmerzen und die Übelkeit, die treten bei Schlafmangel schließlich nicht zwangsläufig auf.

2. Schlafmangel ist freilich machbar, aber ein wenig unschön. Mir liegen Berichte von Drogennutzern vor, dass Menschen mehr als eine Woche am Stück wach sein können. Da sind dann auch gerne mal Halluzinationen mit von der Partie. Mir reichte bereits eine kurze Nacht, um einen leichten Rauschzustand zu haben. Es war so, wie mal meine Mutter sagte, als ob man "auf Wolken ginge", eben leicht benebelt. Ich war wach, aber ein wenig unpräzise und langsam. Viele Handlungen hatten einen leichten "Lag".
Ich habe mal gehört, dass Schlafmangel deshalb bisweilen auch therapeutisch eingesetzt würde. Ich kann es mir vorstellen, denn es insgesamt ging es mir ziemlich gut dabei. Und, ja, ich war vielleicht auch ein wenig stolz, wie belastbar und diszipliniert ich bin. Auch das wird einen Anteil am Erfolg des Schlafmangeltages gehabt haben. Am Abend übrigens waren dann wieder reichlich Koffein und Alkohol im Spiel. Alles wieder beim Alten.

2 Kommentare:

  1. Q: Mhhh, ich bin (Morgens) trotz 7/8 Stunden Schlafes echt oft müde, heißt dass jetzt das ich zu viel saufe?
    A: Nein.

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