Freitag, 2. Dezember 2016

Älter in Berlin



Ihr wisst, dass ich mir in letzter Zeit sehr viele Gedanken zum Älterwerden machen. Seit dem 30. Geburtstag ist das bei mir so – naja, das geht nicht nur mir so. Irgendwie ist es meistens so, wenn ich Freunde zum Geburtstag frage, wie alt sie denn geworden sind, dann bekomme ich meistens ausweichende Antworten, in der Sache klar, in der Tonlage verhalten. Als wir die 20 Jahre füllten, war das noch anders. Da posaunte man stolz sein Alter heraus, wie ein Achtjähriger den man nach seinen Hobbies fragt. Doch irgendwie wird allen mit Anfang 30 mulmig. Jetzt wird’s ernst. Das Beste ist doch noch nicht vorbei, oder?

Ben* schickt sich ja gerade an, durch eine große Reise genau das zu beweisen. Ich versuche das jedes Wochenende in dunklen Kellern aus denen ich innerlich verdunkelt im Morgengrauen wieder herauswanke. Bei ZuBu würden wir einen solchen Beweis mal wieder ganz gerne sehen. Und jAm hat sich seinem Schicksal gefügt und ist in Punkte Ernsthaftigkeit einfach vorangegangen.

Zurück zum Thema Älterwerden. Denn mein Hobby, Substanzmissbrauch (Mit Substanzen und mit der eigenen) betreibe ich, allen Alterserscheinungen zum Trotz ungeniert weiter. Kürzlich führte es mich dabei in die Kalkscheune. Da war ich früher mal, lange her, eigentlich damals eher wiederwillig und heute daher auch umso mehr. Bin da folglich nie sonst mehr gewesen. Aber wenn da gerade einige Freude feiern und man zufällig am Samstagabend gerade eingeswingt ist: Sei’s drum. Klar, die Musik nicht zu vergleichen mit den typischen Berliner Elektro-Bunkern. Eher zum Mitsingen, auf zwei Tanzflächen jedenfalls. Das Ambiente eher klassisch, ein Innenhof, der hätte auch in Zehlendorf-Mitte sein können. 11 Euro Eintritt. Doch die Leute: Plötzlich waren wir mal wieder die tendenziell jüngeren. Nur, dass die anderen Leute auf einmal nicht mehr alt waren, wie damals. Sondern geschmackvoll angezogen. Männer in Hemden und mit Lederschuhen, Mädels in Kleidern, auf hohen Schuhen, Stiefeln oder gar hohen Stiefeln und nicht so ausschauend, als kämen sie gerade aus dem Fitnessstudio und hätten vergessen, die Socken über den Knöchel zu ziehen. Es hat mir so gut gefallen, dass ich entgegen meiner Art, einigen Damen einfach Komplimente gemacht habe. Ich glaube, sie haben das sogar gar nicht als Anmache empfunden und sich echt gefreut. Alles in allem echt mein Ding, ich hatte einen guten Abend und kam recht beiläufig hier und da ins Gespräch, außerdem schön „abgetanzt“, wie man mal in den 90er sagte. Wenn das so ist, dann werde ich gerne älter.

Nun kann es gut sein, dass ihr, zumindest aus Gewohnheit, gegen die Kalkscheune und Ü30-Parties protestieren werdet. So ganz unverständlich finde ich das auch nicht. So oder so muss aber bald wieder gefeiert werden, erst recht wenn Ben* wieder zurück ist und wo ZuBu wieder ein Leben hat. Spätestens zwischen den Jahren. Zunächst werdet ihr allerdings damit rechnen müssen, dass der Vorschlag der Kalkscheune noch mehrmals fallen wird.

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