Ihr kennt mittlerweile meinen ausgeprägten Hang zu
Selbstversuchen. Gebt zu, er belustigt und unterhält euch bestimmt ein wenig.
Anlässlich eines Abends, an dem ich, zu gutem Essen und guter Gesellschaft
gerne etwas trinken wollte, mich allerdings -zweiter Abend des Wochenendes-
rauschmitteltechnisch deutlich zurückhalten wollte und lieber eher gar nichts
getrunken hätte, kam mir daher wieder mal eine alte Idee in den Sinn.
Seinerzeit hatte ich mit viel Mitleid das Schicksal eines
Freundes verfolgt, der, dem Weingeiste mehr als nur zugetan, aufgrund einer
chronischen Darmerkrankung wenig bis gar nichts mehr trinken darf. Ich schlug
ihm damals vor, dass es doch eine Reihe von Möglichkeiten gebe, Alkohol zu sich
zu nehmen, ohne den Verdauungstrakt in Mitleidenschaft zu ziehen: Die
Inhalation von Alkohol (Aufnahme über die Lunge), die Resorption über die
Mundschleimhaut (Gurgeln von alkoholischen Lösungen) oder die intravenöse
Zufuhr (also das Spritzen). Letztere scheidet selbst für engagierte Trinker wie
mich aus, aber die anderen beiden Varianten finde ich höchst interessant. Mein
Freund testete sie meines Wissens aber nie.
Jedenfalls schien mir der besagte Abend ein idealer Moment
in vertrauter Umgebung, dieses Experiment einmal zu wagen. Ich lieh mir einen
Inhalator, wie er bei Erkältungen üblicherweise zum Einsatz kommt und
zweckentfremdete ihn zu allgemeiner Belustigung. Nicht einmal die Tatsache,
dass auch gleich Vertreter der Eltern- sowie der Kindergeneration anwesend
waren, wollten meinen wissenschaftlichen Eifer bremsen.
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Ein Inhalator mit Anwendungsbeispiel |
Die akuten Ergebnisse am Abend (Zustand zuvor: Zwar
verkatert, allerdings keine orale Alkoholzufuhr seit mehr als 15 Stunden)
machten Mut: Neben der allgemeinen Erheiterung ob der unüblichen Konsumform,
empfand ich nach dem Ziehen eines kalten 40%-Schnapsdampfes durch Nase oder
Mund immer schnell einen leichten Schwipps, der allerdings kaum zu verstärken
war. Der Konsum selbst war zwar nicht abstoßend, aber zugleich auch leider
nicht schmackhaft. Das Einatmen musste eher vorsichtig vorgenommen werden, um kein
Husten zu provozieren. Ein angewärmter Schnaps war umso intensiver, besonders
mit 75%-igen Rum, der allerdings in Hinblick auf das Aroma gewöhnungsbedürftig
war. Im Verlauf des Abends waren einige knastöse Zigaretten dennoch eine
willkommene Abwechslung, auch wenn diese dem wissenschaftlichen Anspruch des
Versuches nicht förderlich waren.
Die langfristigen Ergebnisse: Am nächsten Tag waren
katerähnliche Symptome dennoch zu spüren. Ob dies die späten Nachwirkungen der
Freitagnacht waren, mein allgemeines Sonntagssyndrom, die Woche zu fürchten,
eine schlechte Tagesform, die Sportzigaratten oder tatsächlich Rückstände der
Inhalationssession waren, ist freilich nicht zu sagen. Die Verdauung, der Magen
allerdings waren überhaupt nicht angegriffen. Ebenso meldeten Lunge und Schleimhäute
keinerlei Einschränkungen, was bei üblichen Samstagssausen sonst oft nicht
behauptet werden durfte.
Insgesamt betrachte ich das Experiment als sehr gelungen,
alleine schon des Schock- und Spaßfaktors wegen. Alkohol schmeckt allerdings
auch, dieser Teil hat mir allgemein gefehlt und wird mich daran hindern, zum
echten Schnüffler zu werden. Auch sind Inhalatoren sehr auffällig und
unhandlich auf Stehempfängen. Dennoch könnte es sein, dass ich dieses
Experiment irgendwann nocheinmal wiederhole und unter noch strengeren
Bedingungen teste.
Was man nicht alles für Forschung und Wissenschaft tut.