Samstag, 15. Dezember 2012

Finger und so.... Mexiko!

Nach zwei Wochen Pura Vida war ich froh, am vorgangenen Dienstag in das kalte Deutschland zurückgekehrt zu sein. Ein Traum aus Schnee und Adventsstimmung, wenngleich bisweilen leicht ungemütlich ohne Jacke draußen. Wer konnte auch mit solchen Temperaturen rechnen?

An dieser Stelle will ich euch mal das Postkartengelaber vom tollen Land, den beeindruckenden Pyramiden, schönen Kirchen, netten Leuten, Spitzenwetter und dergleichen ersparen. Das trifft natürlich alles zu, aber würde euch nur unheimlich neidisch machen. Daher will ich von Dingen berichten, die die Singels unter euch noch viel neidischer machen.
Wie sieht der echte Deutsche aus? Ja, ich weiß, er ist hart wie Kruppstahl, zäh wie Leder und flink wie ein Hot Dog. Er ist pünktlich, bescheiden, akkurat, leider manchmal leicht humorlos. Er hat eine Leber wie eine in Korn eingelegte Leberwurstplatte und einen Herz von der Größe einer Macadamia-Nuss: Nicht groß, aber königlich. Sein Haar ist gülden wie die Sonne, manchmal aber auch dunkel wie die Nacht, er ist groß und hat einen großen. Einen großen Bart meine ich natürlich.
Seine Haut ist hell, (in Zeiten als Einwanderungsland zum Glück gibt es auch negerisierte Deutsche, sie sorgen für mehr Vielfalt unter den oben genannten Kriterien) die Statur stattlich, das Auftreten furchtlos, "ein stolzer Eichwald, herrlich, frisch und grün" (Wagner, Tannhäuser).

Wie begnadet wir eigenlich sind, ist mir erst fernab der Heimat aufgegangen. Klar, wenn man nach Skandinavien fährt, fällt man als Germane unter Normännern kaum auf, höchstens, umgekehrt, die Nordfräulein springen dem flinken Teutonen ins Auge. In Südeuropa, zwischen Mafiaboys und Paellaten ist der Unterschied schon spürbar. Doch in den ehemaligen Kolonien Spaniens könnten die Differenzen kaum größer sein.
Ein gewisser Hernán Cortés, seines Zeichens Eroberer des Atztekenreiches - er vernichtete mit wenigen Hunderten Mann ein Millionenimperium, um sich anschließend mit seinen Recken durch die präspanische Ladywelt Mesoamerikas durchzuschnackseln - brachte zwar die Sprache und einige iberische Gene unter die mexikanische Gesellschaft, aber dasjenige für hohen europäischen Wuchs war anscheinend nicht dabei. So hat der allemannische Gast auf einer mexikanischen Party heute einen ungeheuren Selektionsvorteil: Er kann bis auf weite Entfernung sich diejenige rausuchen, mit der er die kommende Nacht ein intensives Gespräch über seltene Briefmarken führen möchte. Außerdem bietet sich die geschätzte Möglichkeit, gleich diejenigen Gorditas auszuschließen, die den fleischgefüllten Tacos und Coca-Cola-Soft-Getränken zu selten entsagen, was in Mexiko durchaus leider nicht allzu häufig vorkommt, weil hier die etwas unklare Sitte verbreitet ist, ein jedes Gericht zur Sicherheit nochmal zu frittieren. Da der nichts ahnende Teutone aufgrund weiter oben genannter Eigenschaften in Mexiko üblicherweise den Status eines Popstars genießt, stellt es keine Schwierigkeit dar, die begehrte Dame sogleich im Tanze näher auszuprobieren. Falls gewünscht und sie nicht zufällig aus einer sehr streng katholischen Familie stammt, kann man im Anschluss mit ihr gerne das erhoffte Gespräch über Postwertzeichen führen. Wenn auch nicht selber praktiziert - mein Spanisch ist leider ungefähr so wie mein Wissen über Damenhandtaschen, mein geliebter Bruder zeigte durchaus, was mit den kleinen Mexikanerinnen so alles anzufangen ist. Auch auf Ponys kann man eben reiten.

Dienstag, 13. November 2012

Richtigstellung

Obwohl mutmaßlich alle Leser dieses Blogs auch auf der Party anwesend waren (deshalb war es wohl so voll), sind durch den letzten Kommentar von Ben* zu "Party vorrüber" vom 13.11.2012 möglicherweise einige falsche Eindrücke entstanden. Der Kommentar bezog sich, völlig unqualifiziert, auf die sexuelle Orientierung einiger Bloggefährten. Der Kommentierende selber, Vorsitzender des Verbandes Deutscher Homofürsten, hat wieder einmal versucht, seine Gayness zu leugnen, wie er das gerne in Gesellschaft tut. Zum Glück gab es nicht nur den fraglichen Schnappschuss als Beweismittel von der Party am 9.11.12, auf dem es erneut aus dem Delinquenten herausbrach. Zur Erklärung seines Dementis vom 13.11.2012 ist vielleicht noch zu sagen, dass die berühmt-berüchtigte Doku über das angebliche ManLovertum des Nils V., eines jungen Künstlers, von dem nach außen als Homophobian auftretenden selber stammt, also eine gewisse Befangenheit in keinem Falle abzustreiten ist. Der junge Künstler war zwar angeheitert, hat sich aber stets sehr heterosexuell betragen. Es kann kein Zweifel an seiner Straightness bestehen.
Abb. 1: Der Gay sucht die Boys und findet seine Opfer
Den Physiker muss ich an dieser Stelle in Schutz nehmen, er war nicht nur auf Mission und betrunken, nein, er befand sich zum Zeitpunkt des Schnappschusses auch gewissermaßen auf Tuchfühlung beim Rockstar der Party, der im Übrigen nur Single ist, da sein Manager ihm dies für den Absatz weiterer Platten zielgruppengerecht empfohlen hat.
 In Abb.1 ist dies nocheinmal anschaulich gemacht.

Abb.2: Alle wollen ein Bild mit dem Superstar. Wer kann es ihnen verdenken?
Dass der Physiker nicht als einziger verständlicherweise dem Superstar verfallen war, zeigt Abb. 2. Quer durch alle Geschlechter überrascht der junge Herr mit Talent, Witz und einer strahlenden Erscheinung. Das junge Fräulein zu seiner linken am rechten Bildrand hat Glück, hier mit ihm abgelichtet worden zu sein. Der Rockstar könnte sich allerdings durchaus vorstellen, ihr mal eine 'Autogrammstunde' zu geben.

Eventuell ist zu der erwähnten, tatsächlich auf der Party anzutreffenden blonden Holländerin noch zu sagen, dass sie zum Zeitpunkt des Bildes das Weite suchte, da der junge Homofürst sie bat, seine homosexuelle Pirsch nicht weiter zu torpedieren, sondern neues Pils heranzuschaffen. Da sie tatsächlich diesem Wunsch nach kam, gilt ihr und dem durstigen Homoschmuser unser aller Dank. Denn nicht nur Gaydor profitierte vom kühlen Nass, sondern die ganze Party.

Party vorrüber

Die beste Party, die je in meinen eigenen vier Wänden stattgefunden hat, ist vorbei. Zum Glück. Denn wie es sich für jede gute Party gehört, war der Saustall danach unerträglich. Mit Olga, der klugerweise zuvor engagierten Putzhilfe und einem Pils in der Hand war das Aufräumen zumindest streckenweise machbar. Danach half nur noch echtes, kompromissloses Aufschärfen, um das Schlachtfeld weiter zu übersehen.

Suchbild: Wer ist hier gay?
Außer des eingepilsten Mac, gehörend dem dankenswerterweise als DJ eingesprungenen Kasparonsius, des stark eingepilsten Fußbodens oder A-Ms wahrscheinlich ebenfalls eingepilsten, nun fehlenden iPods gab es keine Verluste. Die selbsternannte "High Society" mag eine Bierschlacht anzuzetteln versucht haben - trotzdem war das Betragen aller Gäste höchst lobenswert. Ich habe mich vom Anfang bis zum Ende amüsieren können, mein Eindruck war, dass euch das ebenso ging.

Es ging gut ab. Die Markierung zeigt den Bierschlächter.
Unsere Unterhaltungen mögen eher bescheiden gewesen sein, aber wie auf den Bildern erkennbar, sprach die Liebe und der Tanz. Dieses Konzept ist übrigens den meisten Otto-Normalverbrauchern unter dem Begriff "Modern Talking" bekannt.

Vielen Dank an dieser Stelle für eure Geschenke! Kulturgenuss ist dank Benni und Anhang nun für mich zukünftig besser zu begreifen, mit Nils darf ich bald in dunklem Anzug Zigarre rauchen und gesellschaftlich vollkommen akzeptiert leicht bekleidete Mädchen begaffen, dank Jonas kann ich Döner auch bei geschlossenem Kebab-Imbiss genießen. Seine Mutter bestand glücklicherweise darauf, den passenden Verdauungsschnaps gleich mitzuliefern.


Beim folgenden Bild gewinnt man übrigens den Eindruck, der Schenkende habe daran selbst länger genascht. Vielleicht denkt er aber auch nur über sein Leben nach oder sinniert über die durchgeführte "Mission" des vorangegangenen Abends.


Nachtexpress?

Dienstag, 30. Oktober 2012

Es geht auch anders

Wer Ben's Blog ein wenig verfolgt, mag mittlerweile leicht den Eindruck gewinnen, in einem Unterforum der Anonymen Alkoholiker gelandet zu sein. Da mögen jAms geistreiche, unterhaltsame, nicht selten wissenschaftlich angehauchte Beiträge das abhanden gekommene Niveau zeitweise wieder über die Wasseroberfläche heben, ein jeder ahnt, das das an dieser Stelle Verbreitete oftmals nur die Spitze des Eisberges an weingeistigen Verfehlungen darstellt. Ich selber gehöre da traditionell schon eher zu den klinisch-chronischen Fällen, meine neusten Wochenenderfahrungen sind in diesem Lichte als Lebensruinierung (nicht Lebensurinierung, das wäre der Schiffmeister) wider besseren Wissens aufzufassen. Doch wie konnte es soweit kommen? Selbst jAm, einstmals ein so harmloser Zeitgenosse, wehrt sich nicht mehr dagegen, kurz vor einer drohenden Alkoholvergiftung in Stuttgart nochmal einen Großeinkauf Whisky-Cola mitzutragen. Von Ben* will ich ja gar nicht erst reden, der schärft sowieso aus Prinzip auf, vielleicht, um den immer leicht unfreiwilligen Besuffski Pfiffy hinter dem antialkoholischen Ofen hervorzulocken. Am Ende sind sie doch immer alle angedüdelt.

Kein Alkohol ist auch keine Lösung? Fein, Alkohol ist auch deine Lösung? Ja!

Es muss sich was ändern, denke ich. Das denken sich übrigens so manche, Pfiffy, wenn er wieder sein unsägliches Handy an eine unschuldige Stereoanlage anschließt, Benni, wenn er den Willy endlich leer bekommen möchte und jAm, wenn er über den Musikwechsel einer Schweizer Jukebox im Óle Óle siniert - unschlüssig, ob er über die avisierte Schließung eigentlich weinen oder lachen soll. Nein, ehrlich, die ewigen Besäufnisse sind zwar aktuell stets die Höhepunkt meiner Woche, aber für mein (Uni-)Leben einfach zu destruktiv. Dummerweise habe ich mir mit der Zeit auch einen recht großen Bekanntenkreis angelacht, was dazu führt, dass regelmäßig zeitweise vernachlässigte Freunde ihren Vollsuff mit mir einfordern: Eine Tretmühle, die jedes Wochenende in eine Double Destruction führt - inklusive aller Nachwirkungen und körperlichen Verletzungen.

Manchmal glaube ich, das Abendland wäre selbst in der Postmoderne eine dauerdichte Gesellschaft, wenn Ethanol nicht einen ganz entschiedenen Nachteil hätte: Den Tag danach. Die Eingeschränktheit eines Katers, auch wenn sie jeder anders erlebt, lässt uns bisweilen einen Vorgeschmack dessen erleben, was uns einmal im Frühstadium von Demenz, Alter und Krankheit erwartet. Man denke nur an die gemeinsame Mitbewohnerin Pfiffys und meiner Person in Marburg, die verkatert das Abbild einer buckligen, alten Dame bot - auch wenn sie sonst die Männer zum Schmelzen brachte.

Nun ja, der Vollrausch führt zwar mit Sicherheit (fast) immer zum Spaß, dass es der Halbrausch oder der Leichtrausch auch vermag, hatte ich in letzter Zeit fast gänzlich aus den Augen verloren. Verabredungen in der Woche, jedes Mal am PoNR kratzend, vermied ich wie der Teufel das Weihwasser. Schweißperlen auf der Stirn bei Treffen mit einschlägigen Leuten, die dem Biere gewogen sind, beim Wissen darum, am nächsten Tag etwas Wichtiges vorzuhaben. Sobald Termine am Morgen anstehen, versuchte ich, diesen Umtrünken am Abend davor mit den fadenscheinigsten Ausreden aus dem Weg zu gehen. Als Ausnahme seien hier Frühschoppen und Weißwurstfrühstücke genannt. Aber die finden ja meistens auch nicht beim Kieferorthopäden in der Praxis statt.

Ein klassisches Schimmeln mit Pfiffy gestern heilte mich von der Annahme, Halbräusche müssten per se langweilig sein. Viel oraler Durchfall, schlechte Handyvideos, der unvermeidliche Anschluss des ZuBuPhones an die Stereoanlage brachten mir eines der schönsten Nachmittage seit langem. Und unfassbar: Am nächsten Tag fragte der Kieferorthopäde wie üblich nicht, ob ich mit der Fahne ihn betäuben wolle. Ich hatte nämlich keine.

"Ein klarer Kopf ist die beste Droge - Na, klar, das kann schon sein"

Der Leichtrausch (=ein paar Bierchen am Abend) ist also voll en vogue! Bedeutet nicht, dass sein großer Bruder uns künftig nicht mehr besucht. Siehe: Freitag, Samstag, Freitag in einer Woche, Samstag in einer Woche,....

Sonntag, 21. Oktober 2012

Aus der Butze in die Bude


Eine gute Planung ist das A und O einer jeden Unternehmung bei der hohe Verluste zu erwarten sind. Sei es das eigene Ego, wenn es darum geht einem hübschen Fräulein den Hof zu bereiten oder sei es das Haushaltsinventar beim Umzug in die neue Wohnung . Die größte Gefahr steckt meiner Erfahrung nach immer hinter einem zu großen persönlichen Ehrgeiz.
Die veranschlagten zwei Stunden für den gesamten Transport waren leider viel zu optimistisch. Deshalb wurde ich gezwungen, meinen von mir für die angedachte Zeitspanne reservierten Transportwagen, überraschend und unverzüglich zurückzugeben. Getrieben von blanker Angst vor den unverhältnismäßig hohen Strafgebühren bei Verzug, reichte ich den Wagen mit Vollbremsung und einem noch halb beladenen Kofferraum am Rückgabeort ein. Nicht nur, dass ich nun völlig unmotorisiert mit meinem Kram in der Pampa stand, es waren zudem sowohl Bett als auch Sofa in der alten Wohnung zurückgeblieben. Zum Glück kenne ich einige gutmütige Zeitgenossen und es wurde mir rechtzeitig vor Anbruch der Nacht noch eine Luftmatratze überbracht.
Auf dieser Matratze lebte ich zwei Wochen, in einem Zimmer, welches zunächst so spärlich eingerichtet war, dass selbst ein hartgesottener Purist beim Anblick der gähnenden Leere wohl lieber zum Messie mutiert wäre als sich selbst auch nur für einen Moment dieser bedrückenden Kargheit auszusetzen. Dessen nicht genug, wurde laut Aussage meines Internetanbieters mein Modem gerade erst in Malaysia zusammengeschraubt und angesichts des mir zugesagten Liefertermins musste ich davon ausgehen, dass man die Logistik soeben komplett auf Fahrräder, Esel und Bollerwagen umgestellt hatte. So befinde ich mich auch zum jetzigen Zeitpunkt informationsmitteltechnisch nach wie vor auf dritte Welt Niveau.
Kaum hatte ich einige Minuten alleine in der Wohnung verbracht, setzte auch schon die Depression ein. Natürlich hatte ich bedacht meine emsigen Umzugshelfer angemessen für ihre Mühen zu entlohnen und so war mein einziger wenn auch unzureichender Trost ein Kühlschrank voll mit halbleeren Bierflaschen und abgeknabberte Pizzastückchen, die sich bis jetzt übrigens ganz gut gehalten haben. Glücklicherweise hat die Wohnung keinen Balkon. Ansonsten hätte wohl akute Suizidgefahr bestanden.

Weil es der liebe Gott, beziehungsweise der Suffkopp Bacchus, aber so gut mit mir meint, spielte er mir die Gelegenheit zu, dem in Stuttgart ansässigen A.S. einen Besuch abzustatten, wo, es war schließlich Oktober, das Oktoberfest stattfand. Im Gegensatz zu einer weiteren süddeutschen Ethnie haben die Schwaben gelernt, bestimmte Zeiträume den entsprechenden Monatsnamen zuzuordnen. Auf jeden Fall bestand Aussicht auf überschwenglichen Bierkonsum und so scheute auch Ben* Weg und Menschen nicht und trat die beschwerliche Reise an. Nach seinen eigenen Aussagen bezieht sich „beschwerlich“ hauptsächlich auf die ersten Augenblicke der Fahrt, während denen er seinen Platz im Bordbistro noch nicht bezogen hatte. Warum die weiteren Blogautoren an Präsenz mangeln ließen bleibt bis dato rätselhaft, allerdings lässt sich aus Accelzios letztem Eintrag schließen, dass es ihm nicht gelungen ist, auf die Schnelle genug Fischbrötchen aufzutreiben.
Auch wenn die mediale Berichterstattung es nicht widerspiegelt, die Menschen in Stuttgart haben ein breites kulturelles Interessenfeld, welches sich keinesfalls ausschließlich auf Kopfbahnhöfe beschränkt. Stuttgart hat allenfalls ein Imageproblem. Nach dem bundesweiten Erfolg der "Wir können alles! - Außer Hochdeutsch" - Kampagne sind die PR-Berater im Stuttgarter Landtag leider zu dem Trugschluss gelangt, bereits auf dem Zenit ihres Schaffens angekommen zu sein und haben von da an nur noch zufrieden im Stuhl gewippt.
Doch vermutlich ist ihr trügerisches Nichtstun nur ein weiterer ihrer genialen Marketing-Coups. Seien wir doch ehrlich. Wie viele frischverliebte Paare gehen nach einem ernüchternden Wochenende in Paris getrennte Wege, weil das Steak tartare am Boulevard Saint-Germain doch nicht so viel besser schmeckt als das rohe Gammelfleisch vom Metzger um die Ecke. Wie viele alteingesessene Eheleute sitzen verzweifelt im Flug zurück aus New York, weil ihnen das MoMA auch nicht mehr geben konnte als das daheim im Wohnzimmer ausgestellte Gekrakel ihres erstgeborenen Kindes. Wie viele gutgläubige Sextouristen sind betrübt, weil die Nutten in Thailand doch nicht alle minderjährig sind. Wie viele Schweizer Landsleute kauen mir jammernd ein Ohr ab, weil man bei Curry 36 doch nicht die beste Currywurst der Welt bekommt und die Busfahrer der BVG ja doch freundlich und hilfsbereit sind (allein die S-Bahn ist zuverlässig scheiße). Von Stuttgart wird man nicht enttäuscht! Wer Stuttgart verlässt, ist so voll von unerwarteter Euphorie, dass wahrscheinlich nur die versehentliche Einnahme eines randvollen Sacks Opiate einen vergleichbaren Effekt hervorrufen könnte.
A.S. erwies sich als ein wahrer Kenner der Stuttgarter Hip Hop-Szene, die, man muss das leider etwas relativieren, die einzig vorhandene Szene überhaupt ist. Dessen ungeachtet brachte er uns von einer Tanzbar in die nächste, wo es an guter Laune und durstigem Klientel in keinem Falle mangelte. Wir beendeten den Abend standesgemäß und legten uns nach einer glorreichen und extrem intensiven Kneipen- und Tanzbetriebtour schlafen, nicht ohne auf einen letzten zugegeben etwas übereifrigen Absacker verzichtet zu haben.
Bereits wenige Stunden später waren wir im Festzelt auf dem Wasn. Nie zuvor hatte ich derart Mühe beim Trinken und nie mehr lass ich mir vorhalten, dass das vorsätzliche Pegelsaufen ja nur ungleich mehr erfordert, als die Fähigkeit, wach zu sein. Selten habe ich an einem Samstag morgen so hart gearbeitet. Auch das zweiten Bier lief noch zäh. Na gut, ab dem dritten ging es dann wieder besser, und danach war es eh schon wieder gut. Aber nie zuvor bin ich an einem Samstagabend bereits um neun ins Bett gefallen. Der kurz vor Aussetzen der Kräfte getätigte Großeinkauf Whisky Cola zeigt, dass der Vorsatz um elf abends wieder aufzustehen und weiterzufeiern durchaus ernst gemeint war. Nichtsdestotrotz sah man sich erst um elf am nächsten Morgen wieder. Ausgeschlafen und fast ohne Kater.
Man verabschiedete sich von dem großartigen Gastgeber A.S. und zog im Zug gen Nord und Süd. Der Kopf war dumpf und leer und der Blick ging hinaus aus dem Abteilfenster. Und während die Landschaft an einem vorbeiblätterte wie ein endloses aber irgendwie sinnloses Daumenkino, ließ man das Stuttgarter Wochenende noch einmal im Geiste Revue passieren und vermerkte, diese Stadt im Bekanntenkreis herzlich weiterzuempfehlen.

Kurz nachdem ich wieder in mein frischbezogenes Züricher Schlupfloch zurückgekehrt war, ereilte mich eine schwere Erkältung. Aus der Befürchtung heraus, die Krankheit könnte psychisch bedingt sein, verschönerte ich die Wohnung schnell mit zwei Postern und kaufte einen Besen. Die Besserung blieb aus. Ich überlegte ernsthaft zum Arzt zu gehen. Leider hatte ich wenige Tage zuvor, zufällig, als ich meine neue Adresse durchgab, von meiner Krankenkasse erfahren, dass ich seit Dezember 2011 unversichert war, weil ich versäumt hatte, eine Rechnung zu bezahlen. Meiner Meinung nach beispiellos stark, dass es keiner für nötig hielt, mich über diesen vielleicht doch nicht ganz uninteressanten Umstand zu informieren.
Aber wer braucht schon fachkundige Rezepte. Ich kaufte in der Apotheke erstmal alle möglichen pflanzlichen und chemischen Stoffe und mixte mir ein paar zünftige Tablettencocktails. Ebenfalls erprobte ich eine 0.9 prozentige Natriumchloridlösung, mit der man die Nase spülen konnte, welche aber laut Beipackzettel auch für einen Großteil weiterer Körperöffnungen bestens geeignet gewesen wäre.
Zu meiner Unzufriedenheit hatte ich nicht nur den anlässlich der bevorstehenden Schließung der Olé Olé Bar organisierten Biermop verpasst, es stand auch eine zweitägige Party bevor, zu der auch ein vielgelobter Kreuzberger Künstler sein Handwerk beigeben sollte. Ein gesundheitlicher Umschwung war nicht nur begrüßenswert sondern zwingend erforderlich.
Auch wenn ich das zuletzt erwähnte Ereignis am Ende immer noch sehr angeschlagen durchlebte, war ich mit meinem Heilungsprozess halbwegs zufrieden und verweise an dieser Stelle wieder einmal auf die neben allerhand Pillen nicht zu unterschätzende therapeutische Wirkung von Ben‘s Blog hinsichtlich des körperlichen und geistigen Wohlbefindens.

Sonntag, 14. Oktober 2012

Was Ethanol so alles anrichten kann

Look what you have gone and done / You fool /
The best was yet to come /
What a childish game to play /
You had it all /
And threw it all away


Ich habe kein Problem mit Alkohol. Ich habe vor allem ein Problem mit Alkohol: Er hat mir am Donnerstag einen stundenlangen Blackout bescheert in dessen Folge ich mit einer riesigen Platzwunde und einem vollgebluteten Bett zuhause aufwachte. Mittlerweile ist die Jacke zum Glück wieder da, aber die Erinnerung nicht. Auch ist mir im wahrsten Sinne des Wortes der rechte Durchblick vorübergehend abhanden gekommen, mein Auge sieht aus wie nach einer K.O.-Niederlage im Superschwergewicht.

Es bringt nicht viel, darüber zu spekulieren, was passiert sein könnte, weil meine Begleiter ebenfalls hart einen im Tee hatten und sie bei der Sequenz mit dem Auge wohl auch nicht dabei gewesen sind. Soviel ist sicher, nach den Wochen der Zurückhaltung hätte man das Training langsam steigern soll, statt mit der üppigen Mahlzeit eines Fischbrötchens auf das (ja zugegebermaßen auch noch ziemlich schlechte) Oktoberfest am hässlichen Alexanderplatz zu ziehen und gleich Maß-stäblich den Olympiasieg anzustreben. Das Fiasko war eigentlich vorprogrammiert.
Aber weil der Mensch von Natur aus lernfähig ist, habe ich die Tage danach das Thema Alkohol nochmals zielstrebig und heftig angepackt, um es besser zu machen. Wäre ja auch vielzu schade gewesen, die neu gewonnene Leberleistung gleich ungenutzt zu lassen. So darf ich mich nun rühmen, drei Tage am Stück weggegangen zu sein und mittlerweile auch wieder auf gewohntem Niveau mitzuspielen. Ben*, du kannst dich nun wieder von den Cannstatter Wasen in die Hauptstadt trauen, ich erwarte dich durstig hier bereits!

Dass ich übrigens nicht der einzige bin, der angetüdelt Blödsinn verzapft, beweist eine Whatts-App-Nachricht Bens vom 20.09.2012, verfasst um 9:21 Uhr (!):
"Ey wer bist du eigentlich? Warum bon i h eigentlich der einzige der richtig Partymachen?  Ich schlafe jetzt 1,5 Stunden   Ind dann rocke I h Holland!!!!!! Later Holzig war Sau gut!!! Ich Wünsche allen Bitches nen schönen Tag! Keep on Rockong!"

Donnerstag, 11. Oktober 2012

9.11.2012 - Geburtstagssause

Wiedereinmal wissen Leser von Ben's Blog vor allen anderen bescheid: Am Freitag, 9.11.2012 steigt eine anständige "Boum" in Acikron. Edelnut ist übrigens Eduard. Eventuelles Motto der Party wird nachgereicht. Man bringe genügend Schnaps und trinke genügend davon.


Mittwoch, 10. Oktober 2012

The Theory of Hate


Wie zumindest den Eingeweihten unter den Lesern hier bekannt sein dürfte, habe auch ich meine eigene Hass-Theorie entwickelt, deren konsequente Anwendung mir in meinem Leben seitdem sehr weitergeholfen hat. Manchmal stieß ich damit bei euch auf Unverständnis, manchmal auf Mitgefühl, manchmal habt ihr euch meinem Hass sogar angeschlossen. Aber leider glaube ich, ihr tatet es eher aus Loyalität, nicht weil ihr dieses Gefühl wirklich mit mir teilen konntet. Ihr mögt zwar mit mir gegen Nissan Filialen pinkeln oder Schmäh-Prosa über Mehdorn dichten, und das mag euch sogar Spaß machen, aber verspürt ihr dabei wirklich diesen vollkommenen unverfälschten Hass gegen diese Pisser, Spastis, die essen was ich wegwerfe, Nazis in Mülltonn…….

Wie bitte? Was? Wie ich zu meiner Theorie kam? Ach so ja genau, gut dass ihr fragt:
Aaaaalsoo… Schon seit meiner Kindheit, aber ganz besonders in den letzten paar Jahren, habe ich immer wieder die schmerzhafte Erfahrung machen müssen, dass es mir schwerer fällt, reinen, echten, unverfälschten und abgrundtiefen Hass zu verspüren als vielen anderen. Schon in der Schule fühlte ich mich manchmal seltsam ausgeschlossen, wenn die anderen Jungs in der Umkleide das jeweils grade aktuelle Klassenopfer fertig machten oder sogar verprügelten. Ich wollte auch dazugehören, aber irgendwie konnte ich mich nicht so recht dafür begeistern. Später auf dem Gymnasium wurde es sogar noch schlimmer. Hass war der Grundstein des schulischen Sozialgefüges – hattest du nicht genug davon, wusstest du nie genau wo du hingehörst. Der Hass ließ manche meiner Klassenkameraden im wahrsten Sinne des Wortes aufblühen und die unglaublichsten Dinge vollbringen.
Als Beleg hierfür möchte ich an dieser Stelle unser Abi-Buch anführen, das Manifest unseres Semesters, Dokument aller erwähnenswerten Taten während der Schulzeit und Spiegelbild der eigenen Errungenschaften. Was wäre dieses Füllhorn der kreativen Höchstleistungen ohne den Hass gewesen? Das kann ich euch sagen: Es hätte ungefähr so ausgesehen, wie meine Abibuch-Seite. Fünf lustlos zusammen geklatschte Fotos ein paar langweilige dahingerotzte Sätze Verbaldiarö und nicht mal eine wirklich ernstzunehmende Beleidigung in den Kommentaren. Kurz gesagt: Stinklangweilig. Nichts wovon man seinen Kindern erzählen könnte. Meine Abi-Seite war wirklich scheiße! Darüber habe ich mich geärgert. Die Beschissenheit meiner Seite lag natürlich hauptsächlich an meiner eigenen Faulheit und ich habe auch wirklich versucht mich selbst dafür zu hassen, aber ich habe es einfach nicht hinbekommen. Meine Faulheit ist eine der Eigenschaften, die ich am meisten an mir selbst schätze, wie sollte ich sie also hassen?
Trotzdem erkannte ich, dass der Hass die Menschen zu großen Taten beflügelt, ihnen ungeahnte Kräfte verleiht, sowie die Fähigkeit, sich mit voller Leidenschaft für eine Sache zu begeistern und sie bis zum bitteren Ende durchzuziehen. Überlegt doch mal! Wo wäre die Welt ohne den Hass? Was wäre aus all den Imperien und Hochkulturen geworden? Welcher Politiker oder Feldherr kann die Massen hinter sich vereinen, ohne ihren Hass zu schüren? Da bleiben nicht viele übrig. Ghandi und Obama können die Welt auch nicht alleine verändern. Und außerdem, die wären auch beide nichts geworden, wenn nicht so viele Leute sie gehasst hätten. Wer hätte die griechischen Truppen gegen Troja geführt? Wer hätte Voldemord getötet? Was für einen Sinn hätte die Bundesliga noch? Oder die Fußballweltmeisterschaft? Was wäre aus Darth Vader geworden? Der würde immer noch als Anekin in so einem Kartoffelsack rum rennen und der Todesstern, eines der größten architektonischen Meisterwerke der Filmgeschichte, wäre nie gebaut worden. Nein meine Freunde, ohne den Hass wäre die Welt nicht, was sie heute ist. Ich behaupte ja gar nicht, dass Hass all unsere Probleme löst - dafür gibt es schließlich Alkohol – aber ohne die Fähigkeit wirklichen echten Hass zu verspüren und ihn für seine Zwecke zu nutzen, fehlt einem eben etwas.

Was denn jetzt schon wieder? Ach so ja genau meine Theorie, gut dass du fragst!
Wie ich also oben beschrieben, habe ich schon in der Schule die Erfahrung gemacht, dass es mir an der Fähigkeit fehlt wirklich zu hassen. Und das schlimmste war, es wurde immer schlimmer umso älter ich wurde. Das Schicksal hat mir zwar manchmal in Form besonders hassenswerter Lehrer etwas Abhilfe verschafft, aber es war jedes mal das gleiche. Immer wenn ich jemanden fand, den ich wirklich hassen konnte, lernte ich ihn mit der Zeit besser kennen, und merkte: Der ist ja doch gar nicht so übel! Oft konnte ich im Nachhinein sogar verstehen, warum er oder sie die hassenswerten Dinge getan hatte und in der Rückbetrachtung erschienen sie mir sogar verständlich. Schon war all der schöne Hass verflogen und ich befand mich wieder im alten Trott. Selbst mein Klassenlehrer Herr Ziegler, der mich in einer dreitägigen Prag-Reise fünf (!!!) mal zu Unrecht nach Hause schicken wollte, wurde über die Jahre sogar einer meiner Lieblingslehrer. Kein Wunder, dass meine Noten schlechter wurden. Wen hätte es denn noch aufgeregt, wenn ich gut war? Aber schlecht genug, dass sie mich wirklich scheiße fanden, war ich auch nicht. Und man kann nicht sagen, dass Ben und ich uns nicht bemüht hätten, vor allem in Französisch.
So wurde mir mit der Zeit eine der ersten Grundannahmen meiner Theorie klar: Wenn du nicht wirklich hassen kannst, wirst du auch nie wirklich gehasst werden. Du wirst in bestimmten Kreisen immer ein Außenseiter bleiben. Du wirst in der Schule nicht verstehen, warum wer zu welcher Clique gehört, und nach welchen Mechanismen sich diese Zugehörigkeiten permanent ändern. Ich fragte mich also: Was kann ich tun um mehr Hass zu spüren? Aus der Beobachtung der Mitschüler und Kommilitonen, die ich für besonders hasserfüllt hielt, zog ich die Erkenntnis, dass der schnellste Weg zu gutem Hass über Selbsthass führt. Ich habe eine Weile ausprobiert mich, oder wenn nicht mich selbst dann wenigstens mein Leben zu hassen (Manch einer mag sich noch an diese Phase erinnern, in der ich öfters kundtat, dass ich mein Leben hasse), aber ihr mögt es schon ahnen: Es hat nicht funktioniert. Mir wurde klar, ich musste mir etwas anderes überlegen, wenn ich wirklichen Hass erfahren wollte. Und so kam es, dass ich mir die inzwischen in meinem Studium erworbenen Grundkenntnisse der empirischen Wissenschaft zu nutze machte, um die Theory of Hate zu entwickeln.
(da du nun schon seit geraumer Zeit meine Verbalen Ergüsse liest, ohne bisher auch nur das kleinste bisschen von der großspurig angekündigten Theory of Hate zu erfahren, bist du an diesem Punkt wahrscheinlich schon mit einem gewissen Pegel an gesundem Grundhass erfüllt. Ich möchte dich deshalb bitten, dir diesen im folgenden Teil zueigen zu machen und die Theorie auf dich selbst anzuwenden)

Ausgehend von meinen Erfahrungen und Beobachtungen lassen sich folgende Grundannahmen formulieren:
1.      Richtig angewendet verleiht Hass dem Hassenden (A) enormer Energie und kreative Schaffenskraft, die auf den Gehassten (B) kanalisiert werden kann.
2.      Die natürliche Quelle des unverfälschten Hass ist der Selbsthass (H_selbst).
Aus diesen beiden Annahmen folgt zwangsläufig, dass all jene, die nicht über ein ausreichendes Potential an HS verfügen, diesen Mangel durch ein entsprechendes Potential an Behelfs- oder Ersatzhass (H_ersatz) ausgleichen müssen. Genauso wie ein Diabetiker, der nicht ausreichend Insulin produziert, brauchen die Betroffenen also ein Ersatzpräparat, also eine alternative Quelle des Hasses.
Was eignet sich also als Quelle des Hasses? Welche Eigenschaften muss eine Person, eine Institution oder ein beliebiges Objekt haben, damit es sich als Ersatzquelle des Hasses eignet? Auch hierfür lassen sich aus meinen Beobachtungen einige Je-Desto-Aussagen treffen.
1.      Je weniger Kontakt der Hassende (A) zum Gehassten (B) hat, desto leichter ist der Hass aufrechtzuerhalten. à Vollkommener Hass kann wesentlich leichter gegenüber jemandem oder etwas empfunden werden, das man nicht wirklich kennt.
2.      Der Hass gegenüber dem gehassten Objekt (B) nimmt mit der Zeit ab, wenn er nicht institutionalisiert oder zumindest ritualisiert und somit immer wieder erneuert wird.  
3.      Hass ist effektiver, wenn er einen konkreten Adressaten (im Folgenden auch als Hadressat bezeichnet) hat, da er dann einfacher institutionalisierbar ist. Effektiver Hass ist also grundsätzlich zielgerichtet und verliert an Kraft, wenn der Hadressat (B) oft gewechselt wird.
4.      Im Idealfall ist die Ersatzquelle des Hasses (H_ersatz) identisch mit dem zu Hadressat (B). Es gilt also im Idealfall „H_ersatz = B“.

Diese Regeln und Variablen zur Auswahl der passenden Ersatz-Hassquelle sind natürlich für jeden individuell unterschiedlich. Aus den vier Aussagen lassen sich allerdings einige allgemeine Regeln für die Auswahl des richtigen Hadressaten ableiten. Wählt am besten eine Person oder Institution aus, die ihr nicht wirklich kennt, die in eurem täglichen Leben aber regelmäßig vorkommt. Auf diese Weise könnt ihr den Hass gegen den Hadressaten in eurem Alltag ritualisieren, ohne Gefahr zu laufen das Hasspotential durch echten Kontakt mit dem Objekt zu vermindern. Zweitens: Pflegt euren Hass: Guter Hass braucht seine Zeit, er kommt nicht von heute auf morgen. Ihr habt irgendwas gefunden, worüber ihr nicht wirklich bescheid wisst, was euch aber irgendwie geärgert hat? Das müsst ihr behandeln wie ein Samenkorn. Pflegt es über längere Zeit. Achtet, immer wenn es euch in eurem Alltag begegnet auf weitere Gründe, warum ihr es hassen könntet. Und ganz wichtig! Wenn ihr mehrere Sachen habt, die euch ärgern, oder die ihr sogar hasst, dann verknüpft sie! Euch stört irgendwas? Irgendjemand im Fernsehen regt euch auf? Da gibt s bestimmt einen Zusammenhang mit eurem Hadressaten!

Zum Schluss möchte ich euch zur Veranschaulichung noch ein konkretes Anwendungsbeispiel aus meinem eigenen Leben geben. Der eine oder andere mag es schon geahnt haben: Mein persönliches H_ersatz, also die Quelle meines Hasses, aus der ich ein Großteil meiner Energie beziehe und die mein Leben verändert hat, ist Nissan! Ich habe lange nach einem guten Hadressaten gesucht und eines Tages fiel es mir einfach auf. Ich kenne niemanden der Nissan fährt, ich weiß nicht mal wo diese Autos hergestellt werden, vermutlich Mordor, oder noch schlimmer, Jena (das ist ein weiterer Hadressat, den ich versuche aufzubauen und mit den anderen zu verknüpfen, aber der befindet sich noch im Anfangsstadium). Wie auch immer, mir ist aufgefallen, dass ich entweder alle Nissans hässlich fand, oder sie von anderen deutschen Modellen abgekupfert waren. Und Tadaa, der Grundstein für einen guten Hass war gelegt. Seitdem habe ich diesen Hass weiter gepflegt und weitere Gründe, Nissan zu hassen, kamen ganz von allein. Das ist wie mit einer guten Verschwörungstheorie: Wenn man lange genug sucht, findet man schon irgendwelche Gründe, Nissan zu hassen. Und dann fällt es dir auch auf einmal auf, dass der Typ, der dir grade den Parkplatz geklaut hat, einen Nissan fährt. Und dann wenn du dann auf der A4 an Jena vorbeifährst (diese Stadt ist wirklich so unglaublich hässlich, Gott sei Dank war ich noch nie dort) fallen dir auf einmal die ganzen Nissans auf und alles beginnt einen Sinn zu ergeben. Und dann hast du es: Endlich hast du den Hass, dieses reine und vollkommene Gefühl, ohne dass es sich irgendwie negativ auf deinen Alltag auswirkt.
Ich kann ohne zu übertreiben sagen, der Hass auf Nissan hat mein Leben verändert, und das kann er auch bei euch! Das höchste der Gefühle wäre natürlich, wenn wir unseren Hass auch noch gemeinsam teilen könnten, wenn ihr also auch Nissan hast, oder wir zumindest einen gemeinsamen Hadressaten finden würden. Das ist gar nicht so einfach, ich hab mich schon umgeschaut, aber ich kenne einfach zu viele rothaarige und die sind eigentlich alle ganz in Ordnung. Sogar einen ganz erträglichen FDP-Anhänger zähle ich zu meinem Bekanntenkreis. Da besteht schon wieder viel zu viel emotionale Nähe. Jaja es ist wirklich nicht einfach, aber es lohnt sich.

Auch dieser Text entstand unter dem Einfluss fruchtbaren Hasses. Einerseits auf die Uni von der ich mich ablenken muss, aber dann, ich war grade mitten dabei musste ich meiner Freundin beim Parkplatz suchen Nachts in Charlottenburg helfen. Wir haben eine halbe Stunde gesucht, um dann 10 Minuten Fußweg von zuhause entfernt endlich einen Parkplatz zu finden. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie unglaublich viele Nissans auf meinen potentiellen Parkplätzen standen und mir den Tag versaut haben. 

Dienstag, 9. Oktober 2012

The Circle of Hate

Mir ist die Emotion des Hasses nicht fremd. Wenn ich auch nur sehr selten eine so starke Antipathie empfinde, dass ich sie als Hass einordne, passiert es manchmal. Als Beispiel sei ein stark überfüllter Bahnsteig und zwei ausgefallene SS-Bahnen (Begriffserläuterung: siehe hier) hintereinander angeführt. Ich empfinde Hass weil ich mich ungerecht behandelt fühle. Ohne eignes Verschulden komme ich zu spät zu meiner Verabredung, was mir vor meinem Gegenüber unangenehm ist, ich muss länger warten und vergeude Zeit, ich muss mich in einen völlig überfüllten Zug quetschen und werde garantiert wieder in die schweissnasse Achsel meines Nebenmannes gedrückt und die früher von der ganzen Welt bestaunte S-Bahn ist nur noch ein Schatten seiner selbst - die SS-Bahn halt. 
Was mir jedoch sehr schwer fällt nachzuvollziehen ist Hass der keine Ursache hat, blinder Hass ohne eine Ungerechtigkeit erfahren zu haben, ohne das eine Ursache erkennbar ist. In den Medien wird ja aktuell immer wieder über eine Internetseite Namens "www.kreuz.net" und deren Artikel über den verstorbenen Schauspieler Dirk Bach berichtet. Die Macher von kreuz.net bezeichnen Bach als "Kotstecher" und sind der Meinung er "schmort jetzt in der Homo-Hölle" was ihm ganz recht täte. Ich frage mich, wie so ein starker Hass entsteht, dass man jemanden nach seinem Tod auf diese Weise öffentlich beleidigt. Als erstes schoss mir in den Sinn, dass die doch nur mediale Aufmerksamkeit erhaschen wollen. Nach einer kurzen Recherche musste ich jedoch feststellen, dass dies kein Ausnahmetext ist, sondern dass die Berichterstattung dort fortwährend so hassgeprägt ist. Es ist nicht anzunehmen, dass Dirk Bach irgendeinen der Autoren jemals getroffen hat und ihm eine Ungerechtigkeit angetan hat. Es ist einfach nur Hass ohne eine auszumachende Ursache. 
Ich habe neulich eine Dokumentation von Louis Theroux (BBC) über "Americas most hated family" (links: siehe unten), die dieses Thema aufnimmt gesehen. Es geht sogar um einen sehr ähnlichen Sachverhalt. Eine Familie beleidigt gefallene Soldaten und bezeichnet sie als "fags" und hält bei Beerdigungen Schilder mit "Thank God for 9/11" hoch. Nach anfänglichem völligen Unverständnis kam irgendwann die Erkenntnis, dass diese Familie durch ihren eignen Hass verständlicherweise gegengerichteten Hass erzeugt. Dieser gegen ihre Familie gerichteten Hass nutzen sie um einen sehr engen Zusammenhalt zu erzeugen. Ein David-gegen-Goliath-Gefühl entsteht und der innere Kreis wird durch "Bedrohung von Aussen"gestärkt. Dazu kommt noch die religiöse Komponente, sich ernsthaft einzureden, sie währen die Einzigen die die Wahrheit kennen. Dies ist verlockend, da man irgendwann in der Betrachtung über allen Anderen steht und vermeintlich sogar noch Gutes tut indem man andere "bekehrt". Der Mensch baut sich im Allgemeinen nicht von allein so ein Selbstbild auf, da es natürlich gegen jede Logik verstösst und man den großen Teil des selbstreflektierenden Ichs in den Tiefen des Unterbewusstseins wegsperren muss. Es wird gezeigt, dass durch beharrliche Indoktrination vom Kindesalter an, dies bei einer beachtlichen Anzahl Menschen möglich ist.
Was tut man nun mit solchen fundamentalistischen Kleingruppierungen? Ich denke ein erster Schritt wäre diesen Gruppen den benötigten Hass zu entziehen. Wenn der Druck von Aussen nachlässt wird das Innere instabil. Paradoxerweise wäre ignorieren eine mögliche und einfache Herangehensweise (ich veröffentliche diesen Text trotzdem). Doch der Menschliche Geist kann stark sein und genau wie sich die Großzahl der Menschen nicht von verlockenden Sekten verführen lässt wird es immer Personen geben, die sich nicht aus ihrem eignen Gedankengefängnis befreien können. Denen kann dann wohl nur noch Gott helfen.     

Louis Theroux - Americas most hated Family:

Donnerstag, 4. Oktober 2012

Royale Post

"Wir hatten vor kurzem die Ehre ein ganz besondres Deutsch-Holländisches Paar an unserem Hof zu empfangen. Sie baten uns auf postalischem Weg beste grüße auszurichten." schrieb mir vor wenigen Tagen "Met koninglijkte groet" Königin Beatrix der Niederlande (siehe Abbildung rechts). Ich teile mit dieser königlichen Dame meine Liebe zur europäischen Höchstkultur, zum Oranje-Bitter und -wenn auch auf unterschiedlichen Seiten- zum Fußball. Ich habe mich deshalb sehr über den royalen Gruß gefreut. Euch ein dreifaches "Hurra!" und vielen Dank, Majestät!

Nicht minder überrascht über meine neuen Verbindungen in den westeuropäischen Hochadel war ich über ein Schriftstück, das ich nach wochenlanger Odyssee durch das europäische Postsystem vom Balkan erhielt. Dort äußerste sich ein gewisser ZuBu, der bislang in diesem Blog nur durch einen Beitrag aufgefallen ist, in welchem er hier die Regel aufstellt, er könne jederzeit "neue Sitten und Gebräcuhe oder Regeln" einführen. Das hat er auf besagter Postkarte sogleich auch getan: Wie die Tradition es verlange, erhielte ich die obligatorische, geschmacklose Karte aus dem Urlaub (siehe Abbildung links). Er merkt an, falls es die "'geschmacklose-Karten-Tradition' nicht gibt, wurde sie hiermit gegründet" und damit, meine Lieben, haben wir eine neue Urlaubsregel. Zugegeben, ich finde sie gut und sinnvoll.

Sonntag, 30. September 2012

Eingeschränkt empfehlenswert

Im vergangenen Jahr bin ich nach Portugal geflogen, der Flug fand sehr früh am Morgen statt und ich war am Abend vorher mit Axel relativ heftig feiern. Aus 2 / 3 Bierchen wurde ein regelrechtes Gelage und ich habe den besagten Flug noch völlig verstrahlt angetreten. Nach anfänglichem Unbehagen, ausgelöst durch in Wellen auftretender Übelkeit, war dies der beste Flug, den ich je hatte. Ich bin 5 Minuten nach dem Abheben eingeschlafen und erst in Faro während des Landeanflugs aufgewacht. Die Zeit verging mal wirklich wie im Flug.

Diese Erfahrung hat mich veranlasst eine kleine Versuchsreihe (n=3) durchzuführen. Diese ist nun abgeschlossen und ich möchte an dieser Stelle meine Erfahrungen teilen. 

Versuch 1: 
Parameter: 3,5 h Flug, Dichtheitsgrad 3 von 5, Schlafzeit 3,5 h  
Es ging wieder nach Portugal und ich war am Vorabend wieder mit Axel unterwegs. Diesmal wurden aus 2 / 3 Bierchen ein Besuch des berühmt berüchtigten Club Lupita. Ich habe ungefähr die Hälfte des Fluges geschlafen und es ging mir relativ gut. Mir war unangenehm, dass mein Sitznachbar von meinen Katerausdünstungen belästigt wurde.  

Versuch 2:
Parameter: 2 h Flug + 2 h Bus und Fähre, Dichtheitsgrad 3,5 von 5, Schlafzeit 3 h 
Wir sind von Schönefeld nach Kroatien geflogen und irgendein Depp hat sich vor einen Zug auf der Bahntrasse nach Schönefeld geworfen. Es sind keine Züge mehr Richtung Flughafen gefahren und wir mussten uns von Ostkreuz aus ein Taxi organisieren. Da wir jedoch nicht die Einzigen mit diesem Plan waren, wurde die Zeit sehr knapp. Am Ende haben wir es auf die Minute genau geschafft den Flug zu bekommen. Wir mussten dann anderthalb Stunden im Flugzeug warten, da wiederum irgendein anderer Depp sein Gepäck abgegeben hatte, sich jedoch nicht an Bord befand. Das Gepäckstück konnte nicht gefunden werden und wir mussten Alle raus um unser Gepäck zu identifizieren. Durch die Verspätung haben wir in Kroatien fast die letzte Fähre verpasst. Meine Nerven waren während der Reise durch den langsam einsetzten Kater nicht all zu strapazierfähig und ich war unglaublich genervt und schlecht gelaunt, dass alles so chaotisch war.

Versuch 3:
Parameter: 6 h Zugfahrt, Dichtheitsgrad 4 von 5, Schlafzeit 1,5 h
Es ging nach Holland und ich war mit Melli und einer Handvoll Freunden im Kater Holzig. Dadurch, dass der Bruder von einem DJ der da auflegte unter den Freunden war, kamen wir nach einer anfänglichen Abweisung durch den Türsteher, doch rein und es war eine grandiose Party. Ich sagte ungefähr 8 mal allen Anderen Tschüss um dann doch immer noch ein bisschen weiter zu feiern. Ich habe im Vollrausch meine Sachen gepackt und zu meiner großen Überraschung NICHTS vergessen. Die Zugfahrt war wirklich in Ordnung, nur Maaike fand es nicht so super, dass ich nicht sonderlich gesprächig war. Ich befand mich die gesamten 6 Stunden in einem Zustand von angenehmer Müdigkeit und schlief ein paar Mal für eine halbe Stunde. 

Versuchsauswertung:
Es läuft leider nicht immer so glatt wie bei der Reise im letzten Jahr, generell kann ein noch betrunkene / katerige Fahrt die Reisezeit aber verkürzen. Wenn es komplizierte Reisewege sind, ist es nicht sinnvoll am Vorabend Party zu machen, da stressige oder unvorhergesehene Situationen ganz furchtbar werden können, wenn man das Gegenteil von fit ist. 

Der größte Vorteil ist, dass man den Abend vorher richtig gut (und sinnvoll) nutzten kann. Beim Reisen verliert man ja fast immer einen ganzen Tag, da muss man den Abend vorher nicht auch schon opfern. Ich werde in Zukunft meine Vorabendgestalltung an der Komplexität der bevorstehenden Reise orientieren.    

Samstag, 29. September 2012

Wetten, dass Harzer Käse doch schmeckt?

ZuBu aalte sich noch mit Freundin und seiner Ladiesmaschine an Bruder an der kroatischen Mittelmeerküste, jAm stellte in Jerewan einen neuen Rekord im Abspacken auf, wenn er sich nicht gerade im Züricher Olé prügelte, als es mich in Berlin packte. "Ich muss in die Natur", dachte ich mir und so fragte ich Ben* und seine Angetraute, ob sie mich begleiten wollten, einen Tag im Harz wandern zu gehen. Es war ein wunderschöner Morgen, als wir bei aufgehender Sonne im Zug Richtung Wernigerode saßen. Die Temperatur sollte an diesem Tag in Berlin knapp die 30 Grad Celsius erreichen, im Mittelgebirge würde es durch Wald, Wasser und die Höhe nur ein wenig kühler sein. Perfekt, um vor dem Herbst nochmal einen richtigen Sommertag in der Natur zu genießen.
In der Tat wurde es ein wunderbar erholsamer Tag mit viel ernsten sowie sehr albernen Gesprächen, tollen Ausblicken in teilweise noch unberührter Natur und dem guten Gefühl, mal nicht von Menschenmassen wie in der Stadt umgeben zu sein, sondern von Fuchs, Elster und einer reichen Pflanzenwelt.
Wir waren den ganzen Tag unterwegs und mittlerweile erschöpft wieder an unserem Ausgangspunkt in Wernigerode angelangt. Man stärkte sich in einem Gasthof auf der Terrasse. Wie häufiger schon an diesem Tag entglitt unser Gespräch mal wieder, Thema war, ob es Heterosexuelle leichter bei der Partnersuche hätten als Homosexuelle. Eigentlich ja, war die einhellige Meinung, jedoch, waren wir uns sicher, kommen Homos unter sich garantiert schneller zur Sache. Beispielsweise, hob Ben*s Freundin an, gebe es ja für warme Brüder das sogenannte "Gay-Radar" oder "Gaydar". Man könne mit dieser praktischen App jederzeit sehen, wo sich andere Hinterlader abschussbereit aufhielten. Da nur einer von uns dreien am Tisch über ein Cyberphone mit Internetzugang verfügte, fragte ich Ben*, ob er nicht einmal probeweise das Gaydar installieren wolle. Natürlich konnte dieser sich über seine berüchtigte Homophobie nicht hinwegsetzen und er verneinte die Idee, wenigstens mal zu schauen, wieviele Homos sich in Wernigerode aufhielten, höflich aber bestimmt. Wir diskutierten noch einen Moment. Vom einen auf den anderen Augenblick machte Ben* einen verhängnisvollen Vorschlag: Ich solle mich bei einer Singlebörse anmelden und mich mit drei Frauen treffen, dann melde er sich beim "Gaydar" an.

Ich zögerte einen Moment. Dann nahm ich mit einem Handschlag unter den Augen der Zeugin die Challenge an. Gesagt, getan. Ben* begann sofort das Gaydar herunterzuladen.

Das installierte Gaydar entpuppte sich als ein recht enttäuschendes Programm. Es zeigte weder eine Karte mit heißen schwulen Punkten an noch eine Liste mit ManLovern aus der Region. Stattdessen wurden uns die ganze Zeit portugiesische Homoboys vorgeschlagen. Wir hatten viel Spaß dabei, auf den vierhundert Jahre alten Rathaustreppen zu sitzen und ihre Profile durchzulesen. Lissabon und Madeira schienen regelrechte GayHeaven zu sein. Aber da waren wir nicht. Später, schon wieder auf der Rückreise in die Reichshauptstadt, beschlossen wir, dass beizeiten nochmal ein anderes, besseres Gaydar heruntergeladen würde. Ben*s Teil der Wette war noch nicht erfüllt.

Aber meiner auch nicht. Mein erster Versuch ist hier. Ich gebe zu, der Begrüßungstext ist noch ein wenig unbeholfen, an den Fotos kann man noch was machen und die Interessen sind mit Paragliding doch eher weit gefasst. Aber die Challenge ist accepted und die Mission läuft. Darf ich vorstellen: Riccard!


Ich bitte euch um äußerste Diskretion! Das ganze ist eine Wette und soll es auch bleiben. Ich werde euch auf dem Laufenden halten. Bis meine Lernphase vorbei ist, wird ersteinmal mein Profil angepasst. Ab dann werde ich die Erfüllung meiner Wettschuld aktiv angehen. Dasselbe werden wir dann auch von Homofürst Ben* erwarten.

Dienstag, 25. September 2012

Die Hatebox


Ich habe kürzlich die Erfahrung gemacht, dass es neben in Jemen ansässigen Moslems eine weitere Personengruppe gibt, die ebenfalls extrem zuverlässig auf Provokationen reagiert. Es handelt sich hierbei um das Publikum in der Olé Olé Bar. An einem der letzten Wochenenden hatte ich nämlich das Vergnügen, einen Platz vor der Jukebox in dem genannten Etablissement zu erhaschen. Ein gewisser Herr Wolf W., bei den Koautoren bereits im Sommer dieses Jahres in Berlin, vorstellig geworden, war ebenfalls anwesend. Abgesehen von uns selbst bestand die Meute hauptsächlich aus harten Kerlen. Und harte Kerle hören bekanntlich harte Musik. Dennoch war die Auswahl der Box eher stildurchwachsen und kontrastreich. Sogar einige regionale Musikgrößen wie "Gotthard" oder "Züri-West" hatten mit ihrer Scheibe einen ehrenvollen Platz in dem Kasten gefunden. DJ Bobo hat es allerdings mal wieder nicht geschafft. Da es keine Ladies gab, die spezielle Beobachtung bedurft hätten, galt unsere Aufmerksamkeit bald voll und ganz der Box, die keinesfalls übertrieben, den Namen „Fascination“ trug.
Der recht massive Block stand direkt neben dem Eingang in einer Ecke. Sobald man auf den bereitgestellten Hockern Platz gefunden hatte, war die größte Hürde bereits genommen. „Faschi“ spielte nun standardmäßig eine Playlist, von der man vermuten darf, dass sie eine der Bar zugehörige Person aufgesetzt hat. Gegen Entrichtung eines Entgeltes war es möglich eine eigene Musikabfolge einzustellen, die dann in die Standard-Playlist integriert wurde. Es musste leider bemängelt werden, dass man dadurch nur auf etwa jedes fünfte Lied Einfluss nehmen konnte. Vermutlich eine gewollte Maßnahme, um den sich wiederholenden Missbrauchsfällen entgegenzutreteten. Lobenswert hingegen war der Umstand, dass die Box, die an sich eine eher verhaltene Klangperformance aufwies, an zusätzliche Lautsprecher angeschlossen war, so dass selbst den Leuten im Sanitärbereich, eine stilvolle musikalische Begleitung geboten werden konnte. Die Standard Playlist sah ungefähr so aus:

Metallica: Seek and destroy
Midnight oil: Beds are burning
Alice cooper: Poison
Van halen: Jump
AC/DC - Hells bells

Um meinen selbstkritischen Blick auf die eigene Plalylist widerzuspiegeln, ist die Stimmungstauglichkeit der einzelnene Titel entsprechend der Mickie Krause Prozentskala quantifiziert. (Nicht zu verwechseln mit der Harald Juhnke Promilleskala)

- Amy Winehouse: Love is a losing game  (0 Mickie Krause Prozent Punkte, Einstellung erfolgte durch fehlerhafte Gerätebedienung)
- Abba: Dancing Queen (40 MKPP)
- Bob Marley: Buffalo Soldier (20 MKPP)
- Rymann Ruedi (Seine grössten Jodel-Erfolge): Der Michel Sepp  (100 MKPP)
- Village People: YMCA (80 MKPP)

Es ist erstaunlich wie schnell Menschen auf Musik aufmerksam werden, wenn sie außerhalb des von ihnen tolerierten Spektrums liegt. Das bislang schlummerndene Gewaltpotential der Barinsassen wurde ersichtlich, als unsere persönliche Playlist bereits eingestellt und bezahlt war. Gleich nach "Love is a losing game" brach die erste Kritikwelle über uns ein, was bedeutet dass sich hinter uns eine gut gebaute, aber nichts Gutes verheißende, Reihe Mannsbilder gebildet hatte. Diese bat uns recht eindringlich, dieses Lied nicht nochmal zu spielen. Zugegeben, die Kritik war berechtigt. "Love is a losing game" ist ein echter Stimmungstöter und wenn überhaupt dann als Rausschmeisser zu gebrauchen. Interessanterweise wusste niemand, dass wir keine volle Kontrolle über die Maschine erlangen konnten, und deshalb ernteten wir auch einige lobende Blicke, "I likes", und Schulterklopfer, immer wenn „Faschi“ nicht gerade unsere parasitäre Liedfolge abarbeitete. Zwei Cougars, prosteten uns befriedigt zu, als Rammsteins „Feuer frei“ erschallte. Später, nachdem einige mit dem Apparat vertraute, Stammgäste trotzdem bemerkten, dass wir ausschließlich versuchten, den allseits akzeptierten Musikgeschmack zu untergraben, wurden wir abrupt nicht länger geduldet. Man drängte sich zwischen uns und die Maschine und verweigerte uns so deren weitere Bedienung.

Auch wenn sich eine gewisse destruktive Motivation nicht ganz leugnen lässt, denke ich dass ein Großteil der von uns eingespielten Lieder in einem musikalisch aufgeschlossenen Kreis Gefallen hätte finden können. Und was für Sämtliches, die Sinne reizende zutrifft, gilt natürlich auch für Musik. Denn abgesehen von einigen Ausnahmen, die sich partout nicht tragbar saufen lassen, hilft ein gesunder Pegel meistens, anfänglich exotisch wirkendes Material, attraktiv erscheinen zu lassen. Doch anstatt nun konsequenterweise einfach etwas öfter zum Glas zu greifen, entscheiden sich manche Personen eben doch lieber dazu, schlechte Laune zu schieben. Selbst dann, wenn ihnen alkoholische Konsumgüter nicht kategorisch verwehrt sind. Von diesem schockierenden Erlebnis musste ich erst einmal runterkommen. Zu Hause nahm ich sofort einen Stift und ein Blatt und zeichnete viele kleine vollbärtige Männchen mit Turban, die mit ihren Kamelen Schindluder trieben.

Sonntag, 23. September 2012

Wespennest

Prinzipiell halte ich mich für einen sehr toleranten Menschen. Ich hoffe, ihr, werte Leser, würdet meine liberale Einstellung bestätigen. Doch wer wie ich gerade einen Absatz auf diese Weise beginnt, möchte ihn freilich mit einem "Aber" fortsetzen. Damit meine ich an dieser Stelle einmal nicht meine vollkommen berechtigte Ignoranz gegenüber Gruppen wie Glatzen, Islamisten, Rechts- oder Linksextremen, Anarchisten, Spaßbremsen, Humorfreien, Antialkis, Alkis, Vegetarierinnen, mit denen ich eine Affäre habe und bevor ich diese treffe, stets noch aus Prinzip Döner fresse selbst wenn ich keinen Hunger habe, Motzverkäufer, die trotzdem Hartz IV beziehen und das Geld in Drogen investieren, Polizisten, die Kiffer festsetzen, aber Serientäter wie Benstar laufen lassen. Nein, gegenüber diesen Kreisen bin ich (mehr oder minder -denn der Autor hat sich hier ein bischen zu Übertreibung hinreißen lassen-) wirklich intolerant. Ich meine heute eine andere Spezies, die schätzungsweise bis zu 10% der Gesamtbevölkerung ausmacht. Dazu muss ich eine kleine Geschichte erzählen.

Vergangenen Freitag reiste ich mit Süffke-Tours (s.u.) in die Hansestadt Hamburg, um eine Lernpause einzulegen und auf der Feier eines Freundes zu erscheinen. Ein alter Freund von mir, mit dem gleichen Namen gesegnet wie Ben* im richtigen Leben.
Süffke-Tours ist übrigens ein besonderes Unternehmen, das seine im Namen erkennbare Sendung sehr ernst nimmt, denn Aufschärfen gehörte selbstverständlich zur permanten Aufgabe aller Mitreisenden. Jäkel und ich nahmen uns dem mit Hingabe an. Wir lernten einige neue Leute kennnen, mit denen wir, mittlerweile am Hamburger Hauptbahnhof angelangt, auch die obligatorische Friedenspfeife rauchten.
 
Flugs Bier gekauft, zogen wir uns auf ein Baugerüst, Ebene Fünf in Langenfelde zurück, um uns intesiver zu besprechen. Hier bemerkten wir, dass wir uns noch immer gefährlich trocken fühlten. Ein Rewe auf dem Weg wurde als vorrübergehendes Etappenziel definiert. Mit Partyfass bewaffnet eierten wir weiter auf die Party. Die Party wurde gerockt, nur leider war der Rock selbst, im Sinne des Kleidungsstückes, dort eher unterrepräsentiert. Wäre die Schlägerei mit Polizeieinsatz zum Schluss nicht gewesen, ich hätte die Feier hier nicht einmal erwähnt. Aber einige Leute dort zu sehen und der Genuss von Kartoffelchips waren es allemal wert.
Zwei weitere Besprechungen später, getreu unserer Tradition für ungewöhnliche Besprechungsorte eine auf einer umbrausten Verkehrsinsel, eine an einem Bahndamm neben der Stromschiene, hatten wir das Fass wortwörtlich geschlachtet, Mate-Granate aufgeschärft  und beschlossen, die Reeperbahn zu suchen. Wir fanden sie nicht.
Dafür aber eine andere Party neben einer Tanke. Eine Schlange schien gutes zu verheißen. Drinnen wummerten Bässe wie auf der Fusion. Langsam kam ich wieder in mein Element. Eine junge Dame, blond, prizipiell ziemlich mein Typ, schien es auf mich abgesehen zu haben, zielstrebig tanzte sie mich an. Alle Versuche, der Situation zu entgehen, schlugen fehl, immer wieder ergriff sie mich und zerrte mich an ihren Körper. Der fühlte sich auch ganz gut an, doch neben mir wippte eine andere junge Dame mit dunklem Teint, die mich irgendwie noch mehr anzog. Ich dancte in diese Richtung. 230 Bassschläge später war ich dem Ziel deutlich näher, man tauschte Blicke aus. Ihre Freundin war auch nicht schlecht. "Aci, entscheide dich", dachte ich mir, aber verschob diese Entscheidung noch ein wenig. Fühlte sich alles gerade vielzugut an. Die Zeit verging. Ich war meinem Ziel gefühlt ziemlich nah, Uhr und Mund verrieten späte Zeit und zunehmende Dehydration. Bis die junge Dame mit ihrer Freundin zu knutschen begann. Was war das für ein Lesbennest? Ladies wie könnt ihr mir das antun? Ich hatte extra der blonden dafür entsagt!

Lesben sind meiner Meinung nach Verschwendung der Natur. Ich freue mich über jeden Homoboy (einer dancte mich später auch noch an), aber für warme Fräuleins habe ich kein Verständnis, vor allem wenn ich nur ihr Spielzeug auf der Tanzfläche bin. Gays steigern im Verhältnis die verfügbare Menge an Ladies und reduzieren die Schar an potentiellen männlichen Konkurrenten. Aber Wespen? Die fressen mir höchstens meinen Kuchen weg und lenken mich von der blonden ab.
Der Morgen ging trotzdem noch gut weiter. Im Schuppen schien Antanzen zum Standardrepertoire zu gehören, auch wenn man sich nicht sicher sein konnte, wie das nun gemeint war. Ich Maulheld war mittlerweile allerdings allmählich völlig am Ende. Musste noch den Bus erreichen, um wieder in den Lernspaß zu fahren. Wie ein Untoter im Kongourlaub wankte ich durch das helle, regnende Hamburg. Wasser tropfte auf meine Stirn, ich spürte es kaum noch. So jung und schon so kaputt.

Mittwoch, 12. September 2012

Druff am Kaukasus


Was bisher passiert ist: Mein ehemaliger Mitbewohner A. hat sich in Zürich in A. aus Armenien verliebt und sie nach nicht mehr als einem Jahr geheiratet. Wer könnte da noch behaupten die Schweizer seien nicht spontan? Nun fand also die Hochzeit in Jerewan statt wozu eine feierfreudige Gesellschaft aus der Schweiz eingeflogen wurde, derer ich erfreulicherweise ein Teil war.

Viele der Mitreisenden haben auch dem vorausgegangenen Polterwochende in Interlaken beigewohnt, bei dem ein scheinbar harmloses Trinkspiel (leider kann ich die genauen Details nicht preisgeben, da das Patentverfahren noch läuft) in eine unbarmherzige Druckbetankung ausartete, so dass der nach einer Stunde leider bereits ziemlich komatöse A. in die Notaufnahme gefahren werden musste. Eine verantwortungsvolle Tat, die ein sorgenfreies Weiterfeiern für all diejenigen ermöglichte, die sich vorgenommen hatten, ihm, wenn überhaupt, zu einem etwas späteren Zeitpunkt nachzufolgen. Zu meiner Reisegruppe lässt sich zusammenfassend sagen, dass ich bei ihr in guten Händen war.

Im Geiste dieses Forums werde ich nun meine während der Reise gesammelten Erfahrungen in dem faszinierenden Land Armenien auf die Stunden beschränken, bei denen der gefühlte Promillewert am Höchsten war. Dies entspricht dem Zeitraum während und nach der Hochzeitsfeier. Wie also darf man sich diese vorstellen? Obwohl Armenien in den Medien oftmals in der Rolle eines finanziellen Wracks auftritt, weiß jeder, der mal einige Zeit in Berlin verbracht hat, dass ökonomische und politische Randbedingungen kein Grund sind, sich den Spaß verderben zu lassen. Und weil sich die Armenier, genau wie das Volk an der Spree, das Feiern nicht verbieten lassen, sind für sie Hochzeiten ein willkommenes Ereignis, um unter Gebrauch einer ethanolbasierten Alchemie, die großen und kleinen Probleme menschlicher Existenz, in gute Laune umzuwandeln.

Neben wirklich sehr gutem und vor allem lokal produzierten Brandy (nach historisch belegten Aussagen Winston Churchill's der Beste der Welt) war auch das Essen ausgesprochen gut und umfangreich. Leider beging ich einen weit verbreiteten Anfängerfehler und hielt die Vorspeise für den Hauptgang, wodurch ich mich selbst um mindestens 100000 kcal geprellt habe. Ich bitte ein solch unvorbildhaftes Verhalten zu entschuldigen.

Meine eine Gehirnhälfte konzentrierte sich also auf das recht üppige Vorspeisenvariété. Meine andere Gehirnhälfte war damit beschäftigt eine Konversation mit meiner charmanten Tischnachbarin zu führen, die übrigens neben fließendem Englisch auch fließend deutsch sprach.Wie sich herausstellte hatte sie einige zeit in Schland verbracht, wo sie anscheinend auch ein wenig Medizin studierte hat, um sich anschließend auf das Fachgebiet der Gastroenterologie zu vertiefen. Da man nie weiß wie dick es kommt, ist es wenn man Networking konsequent betreibt, ratsam, für jede Lebenssituation einen Spezialisten im Bekanntenkreis zu haben. Ich beschloss also den mir durch die Sitzordnung zugekommenen Kontakt auszubauen.

Wie bereits gesagt bestand das Essen aus mehreren Gängen. Dem durchaus kreativen Konzept der Feier zu Folge, wurde allerdings zwischen jedem Gang zum Tanz aufgerufen. Dass niemand auf die Idee kam, unerwünschterweise sein Gespräch fortzusetzen, wurde die Musik dermaßen aufgedreht, dass jede Kommunikation zum Scheitern verdammt war. Während ich gerade noch versuchte mir die Reste Humus aus dem Bart zu putzen wurde ich von einigen Armeniern bereits aufs Tanzparkett gebracht, wo übertrieben basslastige Kaukasusmucke am Start war. Die Frauen vollführten dabei Bewegungen, die sich wohl am besten in das Genre des Aggro-Flamenco einordnen lassen. Die Tanzdarbietung der armenischen Männer, an denen ich mich geschlechtsbedingt zu orientieren hatte, glichen einer motorischen Abfolge, der ich dem Namen "Flugzeug mit Gummiflügeln und einseitigem Triebwerkausfall" gegeben habe. Ebenfalls vertreten war ein weiteres Tanzmotiv, bei dem es darum ging möglichst energisch mit den Füßen auf den Boden zu treten und mit den Händen in die Luft zu schnipsen. Hier schien mir die Bezeichnung "Pazifistischer Texaner auf Speed im Kneippbad" passend.

Da die ausgelassene Bewegung die Zunahme meines Alkoholblutpegels erschwerte, beschloss ich vermehrt Brandy und Vodka nachzuschütten. Und so nahm die Feier ihren Lauf. Später irgendwann waren alle armenischen Gäste weg. Na gut, war auch Sonntag. Auf jeden Fall fand die Feier dadurch ihren Ausklang, dass an die noch feierwilligen Personen Heliumluftballons verteilt wurden und der DJ seine Kuschelrock-CD einlegte. Zunächst blieb mir nichts anderes übrig, als mich an der Schnur meines Luftballon festzuhalten und gute Miene zu bösem Spiel zu machen. Meine Tischnachbarin, die durch ihre Anwesenheit versuchte, die Würde ihrer Landsleute zu retten, amüsierte sich mit ihrem Luftballon, der mir dabei mehrmals ins Gesicht geworfen wurde. Ich blickte mich um. Meine Reisekollegen hatten sich ebenfalls gut und hochprozentig bei Laune gehalten. Aber da standen sie nun: Jeder einen Luftballon in der einen Hand, ein volles Glas in der anderen, träge hin und herschwankend wie ein Schwarm toter Fische in der Brandung. Damit dieser Abend nicht ein derart traumatisches und verfrühtes Ende nahm, musste etwas geschehen. Es war Zeit ein ernstes Wort mit dem DJ zu reden. Dieser zeigte sich jedoch ganz und gar unkooperativ und war gegen jegliche gut gemeinten Vorschläge, was Musikwahl und Lautstärke anbetraf, resistent. Ich machte aus meiner Besorgnis keinen Hehl und so erlitt die Schweizer-Armenische Freundschaft (Ich habe den DJ bezüglich meiner Nationalität in Unwissenheit gehalten) in den darauffolgenden Momenten mehrere herbe Rückschläge. Es halft nichts. Der DJ hatte inzwischen zusammengepackt und verließ den Saal.

Wir mussten weiterziehen. Auswahl bestand zwischen einigen Clubs, wobei ich mich namentlich nur an einen gewissen "Disco-Club" erinnern konnte. Trotz der einschlägigen, von viel Underground-Potential zeugenden Bezeichnung, entschieden wir uns aber für eine andere Location. Ich nutzte die Gelegenheit im Gefährt meiner persönlichen Gastroenterologin mitzufahren. Als wir an dem Club ankamen, musste ich leider feststellen, dass der DJ von der Hochzeitsparty einen Zweitjob als Türsteher hatte. Es passiert ja nun wahrlich nicht so oft, dass ich im Anzug und dazu noch mit einer Frau an der Seite in einer tanzbetrieblichen Einrichtung um Asyl bitte. Ich fragte mich, ob Gott mir irgendeine Lektion erteilen wollte, indem er es auf äußerst raffinierte Weise so einrichtete, dass ich in möglichst vielen Clubs an der Tür auf Grund lief. Vielleicht lag es daran, dass Montag morgen und der Club weitestgehend leer war, vielleicht hatte ich auch meinen Gringo-Bonus doch noch nicht ganz verspielt. Auf jeden Fall durfte ich mich an dem etwas widerwillig wirkenden "DJ-Türsteher" vorbei ins Innere schieben.

Der Club war recht überschaubar. Er bestand im Wesentlichen aus einem einzigen Raum, auf der einen Seite ein DJ, auf der anderen Seite, in einer ungefähren Entfernung von 4m, die Bar. Eine gelungene Raumaufteilung, zumal ich ein Freund von kurzen Entfernungen bin.

Mittlerweile war auch die verbliebene Hochzeitsgesellschaft eingetroffen. Um einen möglichst dekadenten Eindruck zu hinterlassen, verteilten wir Schweizer Schokolade aus einem Hanfsack, der von der Hochzeit übrig war und für dessen Größe wir wohl auch vom Weihnachtsmann Respekt geerntet hätten, sofern man ihn an der Tür vorbeigelassen hätte. In einer Gruppe Flugbegleiter von British Airways (überwiegend Männer) fanden wir dankbare Abnehmer. Die Musik war gut und laut und für  mitteleuropäischen Feiermotorik zugänglich. Trotzdem kam der traurige Moment an dem sich meine Tischdame, plötzlich aus dem wilden Treiben ausklinkte. Irgendwie muss sie wohl zu dem Schluss gekommen sein, dass eine weiteres Schritthalten mit dem allseits angeschlagenen Trinktempo der bevorstehenden Durchführung gastroenterologischer Eingriffe im Weg stand. Aus Patientensicht natürlich eine sehr begrüßenswerte Entscheidung. Eine Darmspiegelung kann auch dann schon sehr unangenehm sein, wenn die betreuende Ärztin nicht doppelt sieht.

Mir war inzwischen aufgefallen, dass die Barkeeperin wirklich unfassbar gut aussah. (Ich bin sicher, sie hätte auch nüchtern noch recht akzeptabel ausgesehen). Nachdem ich aber recht bald eingesehen hatte, dass  jede weitere Bestellung in einer Katastrophe enden würde, hielt ich mich vorwiegend in der Mitte des Raums auf. Um dem entstandenen Umsatzeinbruch entgegenzuwirken, kam das flotte Barfräulein immer wieder hinter der Bar vor, performte einige heiße Dancemoves in meiner Nähe und verschwand dann wieder hinter dem Tresen. Meiner Meinung nach moralisch intolerabel. Ein derart heimtückisches Verhalten sollte von der IGGTK (Interessengemeinschaft für eine gesittete Trinkkultur) geächtet werden.

So oder so. Ich war durch. Der Abend hatte noch ein würdevolles Ende gefunden. Wir holten C. vom Klo, welches dieser seit über einer Stunde in Anspruch nahm, und verschwanden hinaus in den Morgen.

Samstag, 8. September 2012

Fritte hat geheiratet!

Und es war super. Ihr könnt ja mal raten wo dieser Abend für ein paar von uns endete ... genau, in der Destille. Keiner von uns konnte sich vorwerfen die Open-Bar nicht ausgenutzt zu haben, aber nen Bierchen musste schon noch sein. Wir waren zu sechst und haben dann gegen 5.30 Uhr das Ding zugesperrt und kurzerhand zum Club umfunktioniert. Roodys MP3-Player war der DJ und wir haben zusammen mit den beiden Barkeepern noch nen Weilchen getanzt. We managed to enter the next level. 

Hier unser Beitrag zu der Hochzeit:






Wir dürfen uns glücklicherweise immer noch als Frittes Freunde bezeichnen ;-)

Mein Freund und ich

"Tom*, es war ein voll schöner Abend mit dir, [...] ich möchte dir meinen Freund Chris vorstellen!" Sätze wie dieser hasst ja jeder Solo-Mann. Leider musste ich sie in letzter Zeit recht häufig hören. Nun ist es nicht so, dass die verbotenen Früchte für mich gänzlich uninteressant wären, aber sie führen bei mir doch meistens zu einem spontanen Nachlassen an Interesse für die betreffende Person.
Gestern erklang dieser verheißungsvolle Satz erneut in meinen Hörmuscheln. Zum Glück hatte ich im Laufe des Abends bereits erfahren, dass ein Chris im Spiel ist und damit meine Ambitionen bereits begraben. Nachdem die bei mir eingefallenen Hunnen sich über meine Alkoholvorräte hergemacht hatten und ich tiefe Kehle zum bösen Spiel gezeigt hatte, war die Stimmung gut genug, um noch in eine Tanzwirtschaft weiterzuziehen. Dort stießen zu unserer Truppe noch einige Herren dazu, wovon der eine jener besagter Herr war, der mir letztes Silvester ein anvisiertes Weib direkt vor der Nase weggeschnappt hat. Er, ein eingebildeter Zehlendorfer Jura-Schnösel erster Güte, schien offensichtlich da weitermachen zu wollen, wo er letztes Neujahr aufgehört hatte, jedenfalls war er ziemlich angeschärft auf die kleine. Was ich ja grundsätzlich auch war, ein zwischenzeitliches Treffen noch zu Zeiten der Fußball-EM hatte mir ja gezeigt, dass ihr das prinzipiell genauso ging; im Verlauf des gestrigen Abends bestätigte sich das auch nocheinmal. Während die Elektrobeats pumpten und sich der Paragrafen-Graf mit seiner Gelfrisur über mein eigentliches, aber schon abgeschriebenes Ziel hermachte, sinnierte ich einmal mehr über verpasste Gelegenheiten und bemühte mich, alles galant wegzugrinsen. Er versuchte derweil, ihr ein wenig die Taillie zu kneten (wenn ihn da mal nicht die dicke Rolex in die Quere kam) um sich weiter nach oben zu arbeiten, jedenfalls soweit ich das aus dem Augenwinkel mit Schwipps im Blut beurteilen konnte. Rache nehmen, dachte ich, das wäre schön. Musste ich aber nicht. Denn ich hatte meinen inneren Reichsparteitag (Und an dieser Stelle möchte ich diese zweifelhafte Metapher bewusst verwenden, weil sie mein niederes, diabolisches Gefühl am besten beschreibt, das ich in diessem Moment verspürte als süße Rache mein Grinsen plötzlich authentisch machte) als der echte, hühnennhafte Chris auftauchte und Ralph-Lauren-Richkid jäh zurückweichend den schönsten Satz hörte, den ich mir nur vorstellen kann: "Ich möchte dir meinen Freund Chris vorstellen!".

Mr. LoverLover alias Alexander Markus zog sofort ab. Seine Freunde entschuldigten sich, die Geschichte habe ihn insgesamt sehr getroffen, sie wollten noch in eine Bar weiterziehen.Von da an war die Party einfach nur noch gut. Chris ist übrigens ziemlich cool. Ich gehe bald mal mit ihm ein Bier trinken.

*Name von der Redaktion geändert

Montag, 3. September 2012

Die anderen um uns herum

Heute sollen einmal alljene zu Wort kommen, die bislang in diesem Blog schweigen mussten. Während wir Möchtegern-Hipster ständig von funkigen Parties aus Berlins Herzen berichten, wissenschaftliche Abhandlungen des männlichen Frontspoilers veröffentlichen oder die Größe des Ethanols beschwören, sind sie mitten unter uns und doch nie dabei. Da ich in Berlin Prenzlauer Berg praktisch Tür an Tür mit diesen Gestalten wohne (strenggenommen tut ihr das mit Sicherheit auch), möchte ich ihnen diesen Eintrag widmen. Den Zurückgelassenen, den Ausgeblendeten, meist älteren, oft einsamen, aber dem Alkohol sehr zugetanen Mitbürgern, die die Gentrifizierung noch nicht aus den aufstrebenden Vierteln vertreiben konnte und Union Berlin weiterhin eisern die Treue halten.

Die große Ehre habe ich, eine Insel dieser Wesen im Bionade-Paradies Prenzl'berg direkt unter mir zu haben: Eine "Alt"-Berliner Kneipe. Hier treffe ich sie an, stets dieselben und immer unter sich, von morgens um Zehn, wenn sie aufmacht bis zu ihrem Schließen, meistens gegen Elf. Da ich sie bei jedem Verlassen und Betreten des Hauses sehen muss, bin ich bestens im Bilde darüber, wer alles auf dieser Insel so seinen Tag verbringt und habe ihnen mittlerweile Kosenamen gegeben.
Zum Beispiel Grimmiger Gustav. Er trauert dem Mauerfall nach und hilft in der Kneipe aus. Er sieht so aus, als wolle er sich permanent Prügeln. Deshalb trägt er im Großstadtjungel auch stets seine Hose im Camouflage-Look. Da man ihm im Tarnnebel der Raucherkneipe ohnehin kaum sehen kann, ist er praktisch unsichtbar getarnt für Neukunden. Oder Willi, der Postbote. Er leidet unter Übergewicht, so wie der ebenfalls häufig anzutreffende Kiosk-Betreiber nebenan, das liegt wohl daran, dass er sich außer der Bewegung, die sein Job erfordert, meistens an der Theke aufhält. Er fühlte sich aber durch jAms letzten Eintrag sehr angesprochen und geht, dadurch motiviert, die Partnersuche jetzt etwas aktiver an.
Birgit, ein weiblicher, betagterer Stammgast, schwärmt ja schon länger für ihn. Allerdings steht selbst der Postbote Willi, nun wirklich nicht ein Mann von Anspruch und Welt, ihrer Mode eher skeptisch gegenüber. Birgit liebt Schürzen und Schlabberleggins in feinster Wurst-Optik, die sie mit offenen Küchenlatschen kombiniert. Damit ist sie übrigens auf der Insel der Seeligen nicht allein, nur tragen die Männer dort  standesgemäß Socken zu ihren Latschen und Sandalen von kik.
Im Gegensatz zu den meisten Gästen der Kneipe, die im Übrigen immer Stammgäste sind, denn Touristen merken innerhalb von Sekunden, welcher Wind in dieser Spelunke weht und nehmen Reißaus, hält sich Birgit nicht für eine Alkoholikerin. In ihrem Bierglas befindet sich überwiegend eine mit Beta-Carotin gefärbte Flüssigkeit, die wohl wie Fanta aussehen soll. Natürlich, Birgit, das ist Fanta.
Da ist weiterhin die klobürstige Besitzerin, mit ihrer praktischen DDR-Kurzhaarfrisur möchte ich sie einmal Janette nennen. Janette hat noch nie gelacht, nicht einmal dieses dreckige, verrauchte Lachen ihrer meisten Gäste. Sie hat ein hartes Leben mit all diesen Säuferseelen, deren Probleme sie sich tagtäglich anhören muss. Sie ist die einzige von allen, die es als Wirtin zu was gebracht hat. Deshalb ist sie auch mit dem Mann vom Dönerimbiss nebenan liiert.
Man könnte noch viel erzählen, von RollstuhlJoe mit seinen unpassenden Turnschuhen, die viel zu groß sind, aber sie erinnern ihn an die Zeit, bevor er sein Raucherbein amputiert bekam oder Freizeit-Erich, der zwar immer gegen Honecker war, aber dessen Brillenmode "nun wirklich nicht die schlechteste war". Ein Mikrokosmos des alten Prenzlauer Bergs, "Alt" ist bitte sehr wörtlich zu nehmen - unter 65 schaut man da dumm aus der Wäsche, ein Tummelplatz der Fußballbegeisterten, die zwar die aktuelle Tabelle kennen, aber Obama für den neuen Auswechselspieler des 1. FC Energie Cottbus halten, ein Wolke aus alten Herren, Nikotin und Ostalgie. Eine dunkle Wolke. Möge sie doch woanders regnen.

Ich wünsche mir oft, dass diese Kneipe schließt. Ich weiß, das ist nicht nett, denn diese Menschen haben weitausmehr Probleme als die Flughafengesellschaft BBI im Moment (Immerhin will die jemand) und brauchen ihr Inselchen. Doch manchmal träume ich von einem coolen Unterwäscheladen für Singleladies direkt unten in meinem Haus oder einer Bar, wo auch mal wechselnde Gäste einkehren. Wie wär's mit einem hippen Szene-Treff oder einem Klavierladen? Ich kann sie nicht mehr sehen, dieselben verhärmten Gesichter, jeden Tag, jeden Abend, jeden Morgen, außer Sonntags, den Tag müssen sie wohl hassen. Doch eine Person täte ich liebend gerne dort immer öfter antreffen als nie: Die Frau, die mir gegenüber wohnt.

Auch sie hat einen Namen mittlerweile bekommen: Frustrierte Fotzine. Frustrierte Fotzine ist immer zuhause und glotzt mir den ganzen Tag in die Wohnung. Wenn ich nicht da bin -und dank ihr bin ich das häufig- reicht ihr auch das Leben auf der Straße unten. Dann nimmt sie sich ein Kissen aufs Fensterbrett (im Winter, denn im Sommer nutzt sie dafür die Balkonballustrade) und schaut eine halbe Stunde "fern". Sie ist definitiv arbeitslos und verlässt ihre Wohnung nur zum Einkaufen, obwohl ich sie noch nie auf der Straße getroffen habe. Ob der junge Mann, der manchmal bei Fotzine ist, ihr Sohn ist, weiß ich nicht, aber ich nenne ihn Justin. Dieser Justin hat wohl auch das "Böhse Onkelz"-Emblem auf ihrem Balkon angebracht, welches bestens zu der Sattelitenschüssel daneben passt, denn ich bin mir sicher, dass sie lieber die Flippers hört. Jedenfalls ist frustrierte Fotzine alles andere als ein schöner, tagtäglicher Anblick von 7 Uhr, wenn sie die Fenster zum Lüften öffnet, bis 20 Uhr, danach hält sie sich offensichtlich in ihren Schlafgemächern in der Rückseite des Gebäudes auf, und ist niemals in der besagten Kneipe anzutreffen. Vielleicht weiß sie aber auch, dass der Alkohol dort und ihre Einsamkeit sich prima vertragen....nicht. Sie möchte mich wohl noch länger zwingen, möglichst viel Zeit abseits von meiner Behausung zu verbringen. Auf diese Weise übt Fotzine passiven Widerstand gegen mich als Gentrifizierung, die ihr offensichtlich nichts anhaben kann. Doch mittlerweile bin ich ihr dankbar dafür: Seit ich ihrer permanenten Gegenwart gewahr geworden bin, merke ich erstmal, was ich für ein tolles aufregendes Leben habe. Oh Danke, Fotzi.

Sonntag, 26. August 2012

Ein kurzer Exkurs über den männlichen Abdomen


Auch wenn sich die Frage, wie die weibliche Brust am besten Geltung erfährt, recht einstimmig beantworten lässt (siehe unten), ist der aktuelle Diskurs bezüglich den männlichen Rundungen weitestgehend offen.
Zwischen Titten und Plautze gibt es zweifelsohne Gemeinsamkeiten: Beide sind rund und bestehen größtenteils aus Fett. Von einem ästhetischen Standpunkt gesehen muss jedoch Vorsicht walten gelassen werden. Ich möchte im Folgenden meine Überlegungen zu einer geeigneten Darbietungsform des männlichen Abdomen zusammenfassen.
Zunächst einige Vorüberlegungen: Die weibliche Brust ist zweifelsohne ein Symbol der Fruchtbarkeit und daher, losgelöst von Größe und Form, per se positiv belegt. Die von ihr übermittelten sexuellen Reize haben zeitlosen Bestand. Anders hingegen der Wantz. Auch wenn derselbige besonders im Barock noch körperkulturell erstrebenswert war und auf ein tolerantes Umfeld stieß, wird ihm von dem in unserer Zeit vorherrschenden Schönheitsideal bedauerlicherweise kein Platz mehr eingeräumt. Betitulierungen wie Plautzen-König oder Fettkobold sind  heutzutage eher diffamierend zu verstehen. Natürlich ist ein ausgewachsener Bauch ein Zeichen dafür, dass die ihn wuchtende Person, die Nahrungswege hinreichend erschlossen hat. Jedoch gerade in den westlich zivilisierten Erdregionen ist dies keine Errungenschaft, sondern eher eine Folge von Überfluss und unreflektiertem Konsumwahn. Als Folge dessen steht eine Überfettung für Hedonismus, körperliche Verwahrlosung und sozioglobale Ignoranz. Logischerweise hat sich deshalb ein komplementäres Idealbild des Mannes herausgebildet: Sportlich, durchtrainiert, und um seine körperliche Erscheinung bemüht.
Im klassischen Rollenbild nimmt der Mann nach wie vor die Stellung des Versorgers ein. Ungeachtet des oben beschriebenen gesellschaftlichen Wandels, lässt sich nicht leugnen, dass ein nicht unwesentlicher Teil des urzeitigen Rollenverständnisses nach wie vor Bestand hat. Da heute die wenigsten noch persönlich auf die Jagd gehen, ist die einzig verbliebene Herausforderung logistischer Natur. Eine Sau kaufen kann heutzutage jeder. Der feine Unterschied besteht lediglich darin, wer sie auch transportieren und gegen diebische Attacken verteidigen kann. Deshalb wird der mit ausreichend Muskelmasse und einem potenten Gefährt versehene Mann, aus Sicht der Frau bevorzugt.
Nichtsdestotrotz glaube ich an die Möglichkeit einer Renaissance der Plautze. Der Schlüssel zum Erfolg liegt wie immer in einem kohärenten und überzeugten Auftreten. Ich komme nun zum Hauptteil meiner Abhandlung. Zur besseren Verdeutlichung des Arguments dient die beigefügte Abbildung.

Sollte sich der Mann, gewollt oder nach gescheiterten Beseitigungsbemühungen im Besitz eines Wantzes befinden, ist Offensive gefragt. Wie in a) ersichtlich, sehen wir uns mit einer plautzengerechten Vorstellung konfrontiert. Dieser Mann hat seine Bewegungen auf ein Minimum reduziert und konzentriert sich voll und ganz auf die Huldigung fester und flüssiger Nahrung. Der Wantz ist dabei gut auf der Sitzgelegenheit justiert und erfährt in der gewählten Position maximale Aufmerksamkeit. Wahlweise kann auf die Kombination Feinripphemd/Feinrippunterhose oder auf vollständige Textilfreiheit gesetzt werden. Wer sich so auf der Strand- oder Vorgartenbühne dem weiblichen Publikum präsentiert, braucht nichts zu befürchten, denn er vermittelt das Bild eines selbstbewussten, zufriedenen, und mit beiden Beinen im Leben verankerten Mannes.
Strengstens abzuraten ist hingegen von einem übertrieben sportlichen Gebaren, wie in Abbildung b) zu sehen.  Leider macht die Ergreifung von Sportgeräten bei hemmungsloser Darbietung des überdimensionierten, in diesem Text diskutierten männlichen Körperteils, schnell einen lächerlichen Eindruck. Die Gesamtwirkung ist dabei als aufgedrängt und zwanghaft zu beschreiben. Nur wenige Fräulein mögen gewillt sein, über dieses verzerrrte Erscheinungsbild hinwegzusehen, um eine unverzügliche Vollstreckung des Paarungsaktes herbeizuführen. Von der Mehrheit der weiblichen Wesen mit einem funktionierenden Sehorgan ist zu erwarten, dass sie die Finte durchschauen.
Die einzige Ausnahme von der angeratenen strikten Vermeidung sportlicher Aktivitäten stellt hierbei der Kastenlauf dar, der ein gesunde Mischung aus bauchfettfördernden Maßnahmen und sportlicher Betätigung garantiert.