Ihr kennt mein bisweilen etwas seltsam anmutendes Verhalten, von Zeit zu Zeit alkoholfreie Phasen zu veranstalten. Auch wenn mein Trinkverhalten sicherlich quantitativ nicht von schlechten Eltern ist, hat es allerdings nicht soviel damit zu tun, dass ich Sorge hätte, alkoholabhängig zu werden. Nach manch einer Definition bin ich es vielleicht gar, aber ehrlich gesagt bin ich da selber (wie im Übrigen die meisten Alkoholiker) anderer Meinung. Da ich mein Leben ziemlich gut auf die Reihe bekomme, sozial gut integriert bin und nach wie vor regelmäßig hochgeistiges (in diesem Blog) publiziere, finde ich, dass ich ohne Weiteres weiter saufen kann.
Nun ist es aber so, dass es selbst Halbgöttern schwerfällt, nach durchzechten Nächten -als wäre nichts gewesen- eine tollte Masterarbeit weiter der Vollendung zuzuführen. Geht einfach nicht. Der Kater ist kein Zustand in dem man klinisch tot, aber eben auch keiner, in dem man akademisch oben auf wäre. Das ist einer der Gründe, mal wieder kürzer zu treten, solange ohnehin noch nutzloser Winter ist.
Zum anderen ist es die alte Einsicht, dass ich es zwar gerne mag, mit Freunden, zum Essen, beim Fußball ein paar gediegene Gläschen zu trinken. Dass ich aber auch gerne auf diese Freude verzichte, wenn ich mir ab und an dafür richtig einen reindüdle. Schließlich habe ich im Alltag ohnehin kein Problem, mal den Hauswein zuzulassen. "Ganz oder gar nicht" wäre zwar eine leicht zu radikale Beschreibung, weil sie außer acht ließe, dass auch das gepflegte Glas seinen Reiz hat. Aber das schönste ist manchmal auf jeden Fall
das zweite Level. Und dass ich das beizeiten gerne haben möchte, gestand ich ja schon im
im letzten Eintrag.
Zur Sache:
Es ist Winter und ich muss meine Masterarbeit entscheidend voranbringen. Warum diese trostlose Zeit nicht effektiv nutzen? Außerdem habe ich dieses Jahr keine Klausuren, die mir den optimalen Zeitpunkt, wieder das Hirn von unnützem Wissen freizuspülen, praktisch vorgeben.
Die Fastenzeit im katholischen Sinne geht vom Aschermittwoch, dieses Jahr der 05. März, bis zum Ostersonntag, dieses Jahr der 20. April. Sie umfasst 46 Tage, obwohl Jesus nur 40 in der Wüste war. Das liegt aber nicht daran, weil die Katholiken besondere Streber wären, sondern weil sie besonders bequem sind und die Sonntage einfach ausnehmen, so kommt man dann auf die 40 Tage. Auch ich möchte 40 Tage das fasten, was mir mit am schwersten manchmal fällt, auf es zu verzichten, nämlich den Alkohol. Sechs Tage habe ich zwischen Aschermittwoch und Ostersonntag, die ich frei verteilen darf, an denen ich soviel trinken darf, wie ich möchte (entscheidend ist der Zeitpunkt des Ins-Bett-Gehens bzw. Aufstehens). Wie immer sind sämtliche andere Substanzen sowie Alkoholmengen unterhalb der Wahrnehmungsschwelle ausgenommen. Zum Schluss der Zeit soll es dann noch einen abstinenten Endspurt geben.
Die Idee trägt vor allem dem Rechnung, dass radikale Abstinenz unflexibel und manchmal einfach nicht angebracht ist, jedoch, gerade in einer Phase wie jetzt, mir Konzentration auf den Masterius nicht schlecht tut. Wann diese Ausnahmen sein werden, da möchte ich mich noch nicht festlegen. Wenn Ben* zu seinem Geburtstag eine Party machen sollte, wäre es mit Sicherheit eine solche. Aber auch schönes Wetter und Deutsche Champions League-Begegnungen könnten welche sein.
Nun ja, so will ich die verbleibenden zwei Wochen noch genießen - trotz hoffentlich gewisssem Fortschritt am Opus Masterius.