Ihr wisst, dass ich mir in letzter Zeit sehr viele Gedanken
zum Älterwerden machen. Seit dem 30. Geburtstag ist das bei mir so – naja, das
geht nicht nur mir so. Irgendwie ist es meistens so, wenn ich Freunde zum
Geburtstag frage, wie alt sie denn geworden sind, dann bekomme ich meistens
ausweichende Antworten, in der Sache klar, in der Tonlage verhalten. Als wir
die 20 Jahre füllten, war das noch anders. Da posaunte man stolz sein Alter
heraus, wie ein Achtjähriger den man nach seinen Hobbies fragt. Doch irgendwie
wird allen mit Anfang 30 mulmig. Jetzt wird’s ernst. Das Beste ist doch noch
nicht vorbei, oder?
Ben* schickt sich ja gerade an, durch eine große Reise genau
das zu beweisen. Ich versuche das jedes Wochenende in dunklen Kellern aus denen
ich innerlich verdunkelt im Morgengrauen wieder herauswanke. Bei ZuBu würden
wir einen solchen Beweis mal wieder ganz gerne sehen. Und jAm hat sich seinem
Schicksal gefügt und ist in Punkte Ernsthaftigkeit einfach vorangegangen.
Zurück zum Thema Älterwerden. Denn mein Hobby,
Substanzmissbrauch (Mit Substanzen und mit der eigenen) betreibe ich, allen
Alterserscheinungen zum Trotz ungeniert weiter. Kürzlich führte es mich dabei in
die Kalkscheune. Da war ich früher mal, lange her, eigentlich damals eher
wiederwillig und heute daher auch umso mehr. Bin da folglich nie sonst mehr
gewesen. Aber wenn da gerade einige Freude feiern und man zufällig am
Samstagabend gerade eingeswingt ist: Sei’s drum. Klar, die Musik nicht zu
vergleichen mit den typischen Berliner Elektro-Bunkern. Eher zum Mitsingen, auf
zwei Tanzflächen jedenfalls. Das Ambiente eher klassisch, ein Innenhof, der
hätte auch in Zehlendorf-Mitte sein können. 11 Euro Eintritt. Doch die Leute:
Plötzlich waren wir mal wieder die tendenziell jüngeren. Nur, dass die anderen
Leute auf einmal nicht mehr alt waren, wie damals. Sondern geschmackvoll
angezogen. Männer in Hemden und mit Lederschuhen, Mädels in Kleidern, auf hohen
Schuhen, Stiefeln oder gar hohen Stiefeln und nicht so ausschauend, als kämen
sie gerade aus dem Fitnessstudio und hätten vergessen, die Socken über den
Knöchel zu ziehen. Es hat mir so gut gefallen, dass ich entgegen meiner Art,
einigen Damen einfach Komplimente gemacht habe. Ich glaube, sie haben das sogar
gar nicht als Anmache empfunden und sich echt gefreut. Alles in allem echt mein
Ding, ich hatte einen guten Abend und kam recht beiläufig hier und da ins
Gespräch, außerdem schön „abgetanzt“, wie man mal in den 90er sagte. Wenn das
so ist, dann werde ich gerne älter.
Nun kann es gut sein, dass ihr, zumindest aus Gewohnheit,
gegen die Kalkscheune und Ü30-Parties protestieren werdet. So ganz unverständlich
finde ich das auch nicht. So oder so muss aber bald wieder gefeiert werden,
erst recht wenn Ben* wieder zurück ist und wo ZuBu wieder ein Leben hat.
Spätestens zwischen den Jahren. Zunächst werdet ihr allerdings damit rechnen
müssen, dass der Vorschlag der Kalkscheune noch mehrmals fallen wird.