Auch wenn sich die Frage, wie die
weibliche Brust am besten Geltung erfährt, recht einstimmig beantworten lässt
(siehe unten), ist der aktuelle Diskurs bezüglich den männlichen Rundungen
weitestgehend offen.
Zwischen Titten und Plautze gibt
es zweifelsohne Gemeinsamkeiten: Beide sind rund und bestehen größtenteils aus
Fett. Von einem ästhetischen Standpunkt gesehen muss jedoch Vorsicht walten
gelassen werden. Ich möchte im Folgenden meine Überlegungen zu einer geeigneten
Darbietungsform des männlichen Abdomen zusammenfassen.
Zunächst einige Vorüberlegungen:
Die weibliche Brust ist zweifelsohne ein Symbol der Fruchtbarkeit und daher,
losgelöst von Größe und Form, per se positiv belegt. Die von ihr übermittelten
sexuellen Reize haben zeitlosen Bestand. Anders hingegen der Wantz. Auch wenn
derselbige besonders im Barock noch körperkulturell erstrebenswert war und auf
ein tolerantes Umfeld stieß, wird ihm von dem in unserer Zeit vorherrschenden
Schönheitsideal bedauerlicherweise kein Platz mehr eingeräumt. Betitulierungen
wie Plautzen-König oder Fettkobold sind
heutzutage eher diffamierend zu verstehen. Natürlich ist ein
ausgewachsener Bauch ein Zeichen dafür, dass die ihn wuchtende Person, die
Nahrungswege hinreichend erschlossen hat. Jedoch gerade in den westlich
zivilisierten Erdregionen ist dies keine Errungenschaft, sondern eher eine
Folge von Überfluss und unreflektiertem Konsumwahn. Als Folge dessen steht eine
Überfettung für Hedonismus, körperliche Verwahrlosung und sozioglobale
Ignoranz. Logischerweise hat sich deshalb ein komplementäres Idealbild des
Mannes herausgebildet: Sportlich, durchtrainiert, und um seine körperliche
Erscheinung bemüht.
Im klassischen Rollenbild nimmt
der Mann nach wie vor die Stellung des Versorgers ein. Ungeachtet des oben
beschriebenen gesellschaftlichen Wandels, lässt sich nicht leugnen, dass ein
nicht unwesentlicher Teil des urzeitigen Rollenverständnisses nach wie vor
Bestand hat. Da heute die wenigsten noch persönlich auf die Jagd gehen, ist die
einzig verbliebene Herausforderung logistischer Natur. Eine Sau kaufen kann
heutzutage jeder. Der feine Unterschied besteht lediglich darin, wer sie auch
transportieren und gegen diebische Attacken verteidigen kann. Deshalb wird der
mit ausreichend Muskelmasse und einem potenten Gefährt versehene Mann, aus
Sicht der Frau bevorzugt.
Nichtsdestotrotz glaube ich an
die Möglichkeit einer Renaissance der Plautze. Der Schlüssel zum Erfolg liegt
wie immer in einem kohärenten und überzeugten Auftreten. Ich komme nun zum
Hauptteil meiner Abhandlung. Zur besseren Verdeutlichung des Arguments dient
die beigefügte Abbildung.
Sollte sich der Mann, gewollt
oder nach gescheiterten Beseitigungsbemühungen im Besitz eines Wantzes
befinden, ist Offensive gefragt. Wie in a) ersichtlich, sehen wir uns mit einer
plautzengerechten Vorstellung konfrontiert. Dieser Mann hat seine Bewegungen
auf ein Minimum reduziert und konzentriert sich voll und ganz auf die Huldigung
fester und flüssiger Nahrung. Der Wantz ist dabei gut auf der Sitzgelegenheit
justiert und erfährt in der gewählten Position maximale Aufmerksamkeit.
Wahlweise kann auf die Kombination Feinripphemd/Feinrippunterhose oder auf
vollständige Textilfreiheit gesetzt werden. Wer sich so auf der Strand- oder
Vorgartenbühne dem weiblichen Publikum präsentiert, braucht nichts zu
befürchten, denn er vermittelt das Bild eines selbstbewussten, zufriedenen, und
mit beiden Beinen im Leben verankerten Mannes.
Strengstens abzuraten ist hingegen
von einem übertrieben sportlichen Gebaren, wie in Abbildung b) zu sehen. Leider macht die Ergreifung von Sportgeräten
bei hemmungsloser Darbietung des überdimensionierten, in diesem Text
diskutierten männlichen Körperteils, schnell einen lächerlichen Eindruck. Die
Gesamtwirkung ist dabei als aufgedrängt und zwanghaft zu beschreiben. Nur
wenige Fräulein mögen gewillt sein, über dieses verzerrrte Erscheinungsbild
hinwegzusehen, um eine unverzügliche Vollstreckung des Paarungsaktes
herbeizuführen. Von der Mehrheit der weiblichen Wesen mit einem funktionierenden
Sehorgan ist zu erwarten, dass sie die Finte durchschauen.
Die einzige Ausnahme von der
angeratenen strikten Vermeidung sportlicher Aktivitäten stellt hierbei der
Kastenlauf dar, der ein gesunde Mischung aus bauchfettfördernden Maßnahmen und
sportlicher Betätigung garantiert.