Dienstag, 29. Mai 2012

Die Realität einer Hochzeit

War das noch real? Oder war das ein Fernsehfilm des Vorabendprogrammes, irgendwo gedreht zwischen Deutscher Küste und schwedischen Grafschaften? Ich vermag es kaum zu sagen. Auch wenn ich nicht hochzeitserfahren bin bisher, das letzte Wochenende auf einer Traumhochzeit zu verbringen, war es mehr als Wert, den Karneval der Kulturen zu verpassen.
Um es kürzer zu machen: Es war einfach alles perfekt organisiert. Ein Renaissance-Schloss, Schloss Ulrichshusen, an einem Mecklenburger See umgeben von einem weiläufigen Park mit Teichen, alte Gutsgebäude, wo die Gäste untergebracht waren, weite Felder, eine alte Feldsteinkirche - Bilderbuchromantik mit entsprechendem Wetter gewürzt. Allerlei wohlbetuchte Berliner waren angereist, viele junge Leute, doch gehörte ich eher zu den jüngsten, meine Eltern allerdings schon zu den ältesten.
Los ging es am Samstagabend mit einem lockeren Grillabend, der Alkoholkonsum war jedoch alles andere als locker zu bezeichnen. Meine Partycousine hat sich rührend um meine Leber gekümmert, während ich versuchte, mit Alster zu bremsen. Wir waren trotzdem sehr spät im Bett.
Die eigentliche Hochzeit am nächsten Tag gegen Mittag kann man diversen Inga-Lindström-Filmen entnehmen. Dass die Sängerin in der Kirche "Just the way you are" zu besten gab und nicht "I will always love you" war entweder ein Versehen oder den schlechten Erfahrungen des Brautvaters geschuldet: Er ist geschieden.
Nach dem Gottesdienst und dem Spalier für das Brautpaar war jenes kurz verschwunden, um dann schließlich, die Band am Seeufer spielte auf, die Gesellschaft applaudierte, nachdem sie sich mit Maibowle gestärkt hatte, unter Hurra auf einem Boot herbeigerudert zu kommen. Es folgte die Torte, endlose Fotos und lockeres Aufschärfen in lockerer Umgebung, sommerlich schick. Es hätte so noch ewig weitergehen können. Aber das Bankett wartete.
Mit einem Sektempfang wurde sichergegangen, dass auch wirklich niemand zwischen fünf und sieben zu stark ausgenüchtert war. Nun, alle in langen Kleidern und Gesellschaftsanzügen (Viele waren noch nie so schick in ihrem Leben gewesen), ging es zum Wildessen. Festliche Reden, peinliche Details aus dem früheren Leben der Eheleute und allerlei Gespräche prägten die Veranstaltung. Als zum Tanz aufgespielt wurde und die Cocktailtabletts rumgingen  -allmählich war es dunkel geworden- war mir klar: Jetzt darf hemmungslos gesoffen werden. Und das taten wir. Mein Vetter grub eine 18jährige aus Niedersachsen an, die ich zunächst aufgerissen hatte (blond!), allerdings sah sie später im Altersunterschied ein zu großes Hemmnis. Zum Glück war da noch eine 25jährige Salzburgerin mit der ich ersatzweise flirten konnte, deren etwas jüngerer Bruder mit meiner Cousine vom Tisch kippte. Der Tisch soll zum Ende des Festes den Geist aufgegeben haben. Der jüngste im Bunde, mein 13jähriger Vetter, bekam von allen zur Feier des Tages viel Cube Libre zugeschanzt. Als ich draußen mit ihm ein ernstes Gespräch über Frauen führte, bemerkte ich, dass er mittlerweile torkelte. Von da an habe ich ihm vernünftigerweise alle Drinks aus der Hand genommen und ausgetrunken. Es wurde getanzt und getrunken und dann wieder getanzt. Einen Berliner Ex-Bürgermeister, der ebenfalls zur Hochzeitsgesellschaft gehörte, habe ich auf der Tanzfläche angelallt, dass er mal dafür sorgen solle, dass der DJ endlich Modern Talking spielt. Denn ansonsten sind die meisten meiner Wünsche erhört worden, von den Pointer Sisters bis hin zu den ganz peinlichen, die ich hier nicht nennen möchte.
Der Kater war derart entsprechend schwerwiegend, das Brautpaar hatte gar nicht geschlafen, die Honeymoon-Suite hatte die Mutter der Braut bekommen. Das Frühstück in der Sonne beim alten Pferdestall wäre ohne den sozialen Druck weiterer anwesender Hochzeitsgäste sicherlich wieder hochgekommen. Dann schaute ich an den Nachbartisch: Da saßen einige Freunde des Bräutigams. Mitte 30, Sonnenbrillen, Poloshirts, der Reiter wie tattowiert auf der Brust, garantiert waren die braunen Lederschuhe von Timberland. Die Bedienung kam und stellte fünf große Seidel mit Pils am Tisch ab: Und in diesem habe ich uns bereits gesehen, wenn wir mal soweit sind. Ja, ich freue mich schon auf das erste gemeinsame Konterbier nach einem rauschenden Hochzeitsfest. Werte Mitblogger und Leser strengt euch an!

Freitag, 25. Mai 2012

Vorstellung vs. Realität

Ein langes Wochenende mit Straßenfeierei in der tollsten Stadt der Neuzeit steht uns bevor. Yeah man! Ich schaffe es durch die langen Wintermonate eigentlich nur mit der Vorfreude auf solche Ereignisse und ja ... mit Skifahren. Es hat mich zutiefst geschmerzt, dass ich das erste Highlight dieser Saison, den 1. Mai auf dem Tempelhofer-Feld, verpasst habe, aber jetzt bin ich sowas von am Start!
Das mit der Vorfreude ist ja auch so eine Sache, man malt sich aus wie das Wochenende so abläuft und meistens kommt es doch irgendwie anders. Deswegen werde ich hier eine Grobplanung mit einigen Punkten im Vorfeld erstellen und nach der Ausnüchterungsphase diese mit der Realität vergleichen. Mal gucken was sich erfüllt hat und was doch nur ein Wunschtraum geblieben sein wird.

Prolog im Mauerpark. Tick, Trick und Track trinken Bier und treiben Schabernack (Aufforderung dafür ist bereits raus!).

Party am Freitagabend. Ich werde Fritte gebührend verabschieden. Für die nächsten 2 Monate verbreitet der Schiffmeister Angst und Schrecken in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Da es dort ja bekanntermaßen keinen Nektar gibt ist der Plan Fritte richtig voll zu machen. Genau beim erreichen seines PoNR werde ich mir mit Jonas einen Blick zuwerfen und ohne Worte werden wir beide wissen, jetzt kommt es drauf an, wenn wir zusammenarbeiten und keine Fehler begehen wird er an den folgenden Kater noch bei seiner Hochzeit denken.

Sonnen-Kater-Chill am Samstag. Früh wird der Kater gekonnt gekontert. Mir schwebt ein Sektfrühstück am Nachmittag vor. Irgendein Park, eine Picknickdecke, Weintrauben, eine Flasche Winzersekt und in trauter Zweisamkeit wird auf die Deutsch-Holländische Freundschaft angestoßen.

Samstag-Abend Kräfte schonen. Auch wenn dies sämtlichen Party-Theorien des angesehenen Party-Pabstes C.A.v.W. widerspricht werde ich mir vor der eigentlichen Party am Sonntag nicht die Kante geben um am Sonntag so richtig aufdrehen zu können. Ich denke an Freiluftkino, Bier und Joint. Der Bar25 Film wäre dazu genau das richtige.

Straßen-Tanz Sonntag. Ab 13.00 Uhr werden die Biervorräte in Jonas' Kühlschrank angegangen. Hierbei wird vorbildlich nachgelegt und bis zum Ende des Tages ist die Versorgung gesichert. Gegen 16.00 Uhr werden die Rucksäcke beladen und es geht Richtung Waagen 89, wo Alle Farben ein 3 Stunden Electro-Swing-Set auflegt, welches in Zukunft als Meilenstein der Musikgeschichte gefeiert werden wird. Ich werde dann gegen 23.00 Uhr von der Straßenfegerkolonne in irgendeine Richtung geschoben. Durch Zufall lande ich in meiner völligen Orientierungslosigkeit direkt vor Jonas' Wohnung wo wir zusammen entdecken, dass tatsächlich noch 2 Bier im Kühlschrank liegen. Es sind 2 Berliner Kindl die vorher niemand wollte und wir werden sehr froh darüber sein.

Auf dem Weg in den Alltag Montag. Der freie Tag wird mit noch nicht näher bestimmten Fressorgien und auf einer Wiese liegend rumgebracht. Erste Gedanken an die Uni tauchen im Kopf wieder auf.
Ich werde auf das Wochenende zurückblicken und mir sicher sein, mein Körper wird mir das schon verzeihen ... irgendwann und was sind schon 10 Liter Bier, 2 Joints, eine Flasche Sekt, 2 Packungen Kippen und  jede Menge Fast-Food an einem Wochenende!?

Die Realität folgt ...  

Dienstag, 22. Mai 2012

Die zwei Level

Ein Wort vorweg: Fußball kann einen ganzschön ungerecht dünken (Cheiß Chelsea) und Sommer ist einfach mal die tollste Erfindung seit der Entdeckung der alkoholischen Gärung.

Womit wir auch schon beim Thema wären.

Denn wieder einnmal haben sich Eckert (Foto s.u.) et al. daran gemacht, das Mysterium der besten Droge der Welt genauer zu untersuchen. Methodisch korrekt sandte er sogleich einige saufwütige Jünglinge von der Academy of St. Sauf aus, zu einer WG-Party nach Moabit, zum Baumblütenfest und auf eine Feier in Kreuzberg (Ben's Blog berichtete exklusiv), nach Lübeck und jüngst ins Lupizia nach dem oben schon erwähnten schrecklichen CL-Finale. Getrost möchte ich in meine Analyse auch den Jüngling mit der weißen Kleidung mit einschließen. Wenn er auch nicht an allen diesen Untersuchungsabenden mit anwesend war, so zeigte er doch in der Hansestadt, was mit Gerstengebräu und seinen Verwandten so alles anzustellen ist.

Der Mensch kennt zwei Zustände. Der eine ist der der Normalität - Natürlich. Es ist der Zustand in dem wir leben, der, in dem wir unsere großen akademischen und beruflichen Erfolge erringen, vielleicht auch einige private Triumpfe. Er ist AUCH der Zustand, in dem wir mal ein Bier trinken oder eine Zigartte rauchen. Aber er ist eines nicht: Der Stoff aus dem Legenden gemacht sind. Denn das ist der andere - und ja ihr ahnt es: Der Rausch. Alkohol, Knaster, Frauen, Gummibärchen - nur die großen Substanzen unserer Erde bringen uns in diese Extase, in der alles passieren kann. Dieser Blog legt beredtes Zeugnis davon ab. Nur ist dieses zweite Level ausschließlich in sozialer und eigennütziger Weise ein erstrebenswerter Zustand - Ansonsten kann man dann nämlich rein gar nichts. Im Vergleich zu dem manchmal einfach zu alltäglichen, aber sehr produktiven ersten Level der Normalität hat der Rausch noch einen Nachteil: Man bezahlt ihn immer mit einer langen Refraktärphase namens Kater. Der Wechsel zwischen den beiden Leveln geht zumindest vom zweiten ins erste Level nicht simultan. Aber wir wissen alle, dass uns das noch nie abgehalten hat, das zweite Level zu betreten.
Dazwischen liegt der besprochene Point of No Return. Bei manchen mag er kein Punkt sein, sondern ein Plateau oder ein Schnapsglas, aber jeder hat ihn in einer Weise. Ich habe JEDEN meiner Freunde (Ich selber bin auch ein Freund von mir) irgendwann mal mit diesem irren Funkeln in den Augen gesehen. Der PoNR-Punkt war genommen, der Rubikon überschritten, der Stimme wankte, welcome to the second stage!

Wir Menschen, glaube ich, brauchen diese beiden Welten. Zwei Seelen wohnen, Ach!, in unserer Brust. Sie haben beide ihre Berechtigung, alles zu seiner Zeit, nur Abstinenzler (haben auch ihre Laster) und Alkis übertreiben es mit dem Verweilen auf einer der beiden Level. Alle Kulturen kennen das Tanzen, die Freude, Fünfe gerade sein zu lassen, die meisten Kulturen lieben dazu den Alkohol. Die Europäer haben letzteren zu seiner größten Blüte geführt. Riecht ihr nicht auch ihren betörenden Duft?

Sonntag, 6. Mai 2012

WG-Parties

War das mal wieder ein intensives Wochenende. So wie das davor. So wie das danach. Auf jeden Fall kann das nicht ewig so weitergehen.
ZuBus Bruder bescherte uns zunächst am Freitag eine sehr feine WG-Party. Von einem Polizeieinsatz ist mir diesmal nichts zu Ohren gekommen, allerdings hatte Pfiffy wieder einmal Musik dabei, die die Polizei mit Recht nicht erlaubt. Es half trotzdem nicht - natürlich übernahm er schnell mit aller Macht die Playlist. Zum Glück ist Pfiffy jetzt wieder zurück im Leben: Wenige Stunden zuvor hatte er endlich seine Studienarbeit abgegeben.

Währrend Hertha sich überzeugend in die Relegation spielte und damit vorerst dem Abstieg entgang, habe ich den Samstag auf dem vollkommen verregten Baumblütenfest verbracht. Glücklicherweise enthält Obstwein viel Alkohol, das ließ Werder und seine Asis bei weitem nicht so trist ausschauen, wie es war. Zwei zogen sich im Regen vor der Bühne nackt aus, um eine Art Schwertkampf aufzuführen, Jaqueline wurde die ganze Zeit an die Möpse gefasst und ein Glatzkopf wankte auf die Bühne, um lallend seiner nicht minder rechtsextrem wirkenden Freundin einen Heiratsantrag zu machen. Auf der Rückfaht haben im Zug ein paar Vollpfosten mit ihren Fäusten diskutiert, später fing der eine Schrank dann noch zu weinen an, wahrscheinlich weil sich Nicole, eine junge Bratze, die gerne Modedesignerin werden möchte, allerdings mit ihrer Neigung zu bunten Haarfarben wohl recht schlechte Chancen hat, für Chris, einen ebenfalls vielversprechenden Kfz-Mechaniker entschieden hatte. Übrigens gab es die ganze Bahnfahrt über akustische Untermalung in Form von Fußball-Fän-Gesängen, in Intonation und Vielfalt der Kreativität eines Dreijährigen durchaus ebenbürtig.

Nach kurzem Abkühlen ging es dann weiter auf die WG-Party von A-M. Nach zwei schnellen Bierchen erreichte Aci bald Betriebstemperatur. Die Musik war überragend - Der DJ war einer der besten, die ich je gehört habe, lediglich Nilli Vanilli (oder so ähnlich) hat mich mehr beeindruckt, auch wenn dessen Vorliebe für Eurodance nicht ganz zu Unrecht Geschmackssache ist.
Die Nacht wurde traumhaft, trotz eines unerfreulichen Vorfalls im Hof, als ich die Wand besprenkelte und mich die Nachbarn dafür ausschimpften. Ich gebe zu, mein Argument, dass ich damit die Kloschlange in A-Ms Wohnung entlasten würde, ist ziemlich dämlich, wenn später der Hof nach Natursekt duftet. In dem Moment fand ich allerdings diese Logik entwaffnend. Hätte ich übrigens eine halbe Minute später zu schiffen begonnen, hätten mich sowohl die Nachbarn, die Polizei und -weniger schlimm- Janco in flagranti erwischt. Aber die Gendarmerie schaute nur kurz in die Wohnung rein und dampfte direkt wieder ab.
Danach habe ich alles nur noch als einen nicht enden wollenden Rausch in Erinnerung. Ich habe getanzt wie auf Koks, obwohl ich nur etwas Koffein und abartig viel Alkohl in mir hatte. Mehrfach fragten mich Leute, ob ich Pillen nehmen würde. Die Ladys übrigens liebten die Performance ebenfalls, zumindest hatte ich den Eindruck. Als ich später dann -Ich sage nur: süßer Obstwein fordert seinen Tribut- Bullrich zu mir nahm, war für die meisten klar, dass ich offensichtlich Amphetamine schmeiße. Ich lallte diese Bedenken allerdings sofort beiseite. Natürlich habe ich noch Knaster verschenkt (Warum?) und ungefähr allen meinen Freunden gesagt, wie sehr ich sie liebe (Warum?) und wie gut doch diese Party sei. Und weil ich wollte, dass dieser Abend so toll bleibt, wie er begonnen hatte, ging ich auf keine Annäherungsversuche ein (Warum?) und verabschiedete mich schließlich, als es langsam dämmerte bei einem sehr guten Lied (Warum?).
Ich glaube, das war echt ein starker Auftritt. Doch soviel Energie wie ich gestern hatte, werde ich so schnell nicht wieder haben. Das hat man einmal im Quartal (Bemerkung: Und ich komischerweise immer nur am zweiten Zech-Abend in Folge).

Freitag, 4. Mai 2012

1.Mai

Berlin hat sonderbare Angewohnheiten. Das wissen alle, die längere Zeit mal woanders waren. Da wäre unser einzigartiges Recycling-System zu benennen, indem man ausgetrunkene Pfandflaschen einfach auf die Straße stellt, damit ein gutes Werk für weniger wohlhabende Menschen tut, die Stadtreinigung entlastet wird, die Stadt sauberer wird und man selber die leere Hülse endlich los ist. Oder ein anderes Gesetz, das einst mal im ganzen Reiche, wenn nicht in ganz Europa Gültigkeit hatte: Saufen in den öffentlichen Verkehrsmitteln ist gut und sinnvoll. Man kann so die Zeit nutzen und obendrein wird dort oftmals für Stimmung gesorgt. Was sind das für rückständige Orte, an denen harmlose Bauarbeiter verfolgt werden, die ihr Feierabendbier (und Bauarbeiter haben manchmal wirklich um Elf Uhr morgens Schluss) gemütlich in den U-Bahn vernaschen? Dieselbe Liberalität gilt übrigens auch für kräuterige Substanzen in der Stadt, leider aber bisher wohl nicht im ÖPNV.

Ich könnte noch viele weitere Eigenheiten Berlins aufzählen, angefangen von Straßenmusikanten, die ihr Akkordeon falschrum halten, Motz-Verkäufern, die leider ihre Motz vergessen haben oder Currywurstbuden, die es sich leisten, gefühlt einmal pro Woche für zwei Stunden zu öffnen und es dann trotzdem schaffen, ihre Kunden so richtig schön anzumachen.
Doch heute soll es um die Tradition gehen, am 1.Mai bzw. dem Tag davor ordentlich Ärger zu machen. Nicht, dass die Polizeipräsenz mit 7000 Mann höher ist, als an irgendeinem anderen Tag im Jahr, nein, an diesem Tag sind die Beamten auch zu allem bereit. Man könnte wahrscheinlich mit einem Joint, betrunken mit dem Handy am Ohr freihändig fahrradfahrend an einer Kohorte grüner Freunde vorüberfahren, es würde sie nicht aus der Ruhe bringen. Denn am 30.4./1.5. hat unser Freund und Helfer ganz andere Probleme. Er rüstet sich für Steine, Flaschen, tätliche Angriffe; es ist von Glück zu reden, dass die linksextreme Szene keinen Zugriff auf libysche Militärdepots hatte. Aber das ist genau der Punkt. Wenn ich randalieren würden wollte, dann würde ich das am 2.5. tun. Ich würde mich aber nicht in schwarz hüllen und dahin gehen, wo die anderen Vollidioten seit 25 Jahren auch hingehen. Wer am Kotti am 1.5. etwas kaputt machen will, hat sie einfach nicht alle. Da kann der Monarch über dem Kaiser(s) nur das bekrönte Haupt schütteln.

Was macht der kluge Berliner am Tag der Arbeit? Jedenfalls nicht arbeiten. Er holt sich auf dem Tempelhofer Feld einen fiesen Sonnenbrand oder/und besäuft sich am Görli. Er genießt, das Röcke und Hosen des Wetters wegen kürzer werden. Und dass die omnipräsente Polizei vielzu beschäftigt ist, ihn anzuhalten, weil er über den Bürgersteig mit dem Rad gurkt. Wenn er dann allerdings, übermütig von übermäßigem Alkoholgenuss gegen eine Bürgersteigkante brettert und einen filmreifen Salto hinlegt, darf er sich über Gelächter der Gendarmen nicht wundern. Sind eben auch nur Berliner, die gerne saufen würden.