Samstag, 25. Juli 2015

Parties, Abstinenz und Unwetterwarnungen

Vielen Dank für die schöne Party, ZuBu! Das war ja mal wieder ein richtiger Knaller, der es gelohnt hat, wortbrüchig zu werden. Aber eins nach dem anderen.

Als ich mich vor einigen Monaten für den City Night Run oder die Vattenfall City Night am 25. Juli anmeldete, ahnte ich bereits, dass es schwierig werden könnte, den Freitag am Vorabend abstinent zu bleiben. War nämlich bereits die letzten Male so. Da ich schon einmal einen 10km-Lauf im Kater absolviert hatte, der zwar leistungsmäßig kein Misserfolg, aber gefühlt eine Tortur war, hatte ich mir vorgenommen, am 24. Juli einmal dem Weingeiste zu entsagen.

Doch dann kam Pfiffys Party. Es gab keinen anderen Termin, der passte, um den 30. und die Abgabe des Opus Masterius zu feiern. So stand ich für besagten Freitag vor der Wahl:

a) Ich bleibe dabei und trinke nichts. Komme nicht in Versuchung und bin mal wieder gediegen unterwegs. Auf Privatparties ist es auch nüchtern schön.
b) Ich trinke wenig, bleibe also unterhalb des PoNR. Gefährlich, weil anfällig für Anstiftung zum Weitertrinken.
c) Für einen guten Freund kann man auch mal fünfe gerade sein lassen und doch richtig feiern. Vergiss den Lauf, man lebt nur einmal!

Um es kurz zu machen: War ich zunächst von Variante a) überzeugt, brachte mein Suchtdruck mich am Freitag 18.30 Uhr schließlich dazu, auf Variante b) umzusteigen. Damit war das Kind eigentlich schon in den Brunnen gefallen. Ich war schon auf gutem Wege, den PoNR zu passieren, als ich folgende SMS um 23:40:02 erhielt, die Party war bereits voll im Gange:
Lieber Nachtlaufteilnehmer, auf Grund einer Unwetterwarnung des Deutschen Wetterdienstes (Starkregen und Hagel) müssen wir den Lauf leider absagen.Wir werden auf den bekannten Kanälen möglichst bald einen Ausweichtermin bekannt geben. Die bereits bezahlten Gebühren werden bei Bedarf erstattet. Mit freundlichen Grüßen, euer Nachtlaufteam
 Heureka! Hoch die Tassen! Bis die Finte entlarvt wurde, war der letzte Zweifel hinweggespült und ich widerstand Ben*s Trunkangeboten nicht länger. Wortbruch. Das muss betrauert werden! Variante c) bescheerte eine rauschende Nacht mit viel Spaß. Am Ende hatte ich natürlich gut einen sitzen; als Ben* vor mir die Party verließ, war sein Grinsen kaum zu übersehen. Du Teufel!

In Fünfeinhalb Stunden startet übrigens der 10km-Lauf. Natürlich habe ich einen Kater. Aber, Pfiffy, das war es wert.

Montag, 20. Juli 2015

Fick dich, Fieber

Als ich vergangenen Donnerstag aufwachte, hatte ich dieses Gefühl, das wir alle kennen: Mein Kopf, dröhnte, meine Glieder schmerzten, ich fühlte mich heiß und fror gleichzeitig. Alles in allem einfach zermatscht. Da ich jedoch schon einige Tage kein Geld mehr verdient hatte, rang ich mich dazu durch, den für den Tag geplanten Dienst trotz meiner Angeschlagenheit wahrzunehmen und nicht abzusagen.
Ausgerechnet an diesem Tag war es ziemlich stressig und es ging sogar um einige Stunden noch länger. Mir unterliefen viele Fehler und muss ein ziemlich trauriges Bild abgegeben haben. Ich war erst recht spät zuhause. Abends packte ich meinen Koffer in Rekordzeit, goss die Blumen und aß die letzten Vorräte auf - ab ins Bett, selten so kaputt gewesen, ohne das mal Alkohol im Spiel war.
Um zehn vor Sechs klingelte der Wecker. Es war natürlich keine überraschende Genesung eingetreten - eher im Gegenteil, mag aber auch an der unmöglichen Uhrzeit gelegen haben. Der Moment der Entscheidung:

Ich konnte jetzt entweder mich weiter knechten und riskieren, dass alles noch viel schlimmer würde und die Zähne zusammenbeißen

ODER

die Reise, für welche ich bereits 200 Euro bezahlt hatte, sausen lassen und damit Prag, einen Junggesellenabschied, per Definition einmalig, verpassen. Dafür bestand die Chance auf Gesundung.

Ich entschied mich für die erste Option. Im Zug kann ich ja noch etwas schlafen und wenn es gar nicht geht, bleibe ich einfach im Junggesellenapartment liegen, dachte ich.
Bewusst hatte ich seinerzeit einen so abartig frühen Zug gebucht, weil er günstig war und ich bereits Mittags in Prag war. So wollte ich mir selber die Möglichkeit einräumen, noch was von der Stadt zu sehen, ehe abends der Rest der Meute einfiele und damit die Stadtbesichtigung abgeschlossen sein würde. Nun stand ich geschwächt im brütend heißen, wunderschönen Prag und wusste nichts so recht mit mir anzufangen. Fünf Züge später wäre auch in Ordnung gewesen.
Es ergab sich, dass bereits ein weiterer Kandidat der Truppe früher angereist war und obwohl wir uns noch nie begegnet waren, setzten wir uns in Verbindung und trafen uns, um die Zeit bis zum Abend zu überbrücken. Als ich mein erstes Bier bestellte, wusste ich, dass die Chance, mich noch auszukurieren oder die Prager Burg zu sehen, sich gerade im kalten Gerstenglück auflöste. Ach egal, schön dich kennenzulernen!
Drei Liter Bier, zwei Jollys später traf der Junggeselle, mein älterer Vetter und der Rest ein. Wir stellten den Neuankömmlingen Schnaps rein, dann ging es zum Essen, was -wie in Böhmen üblich- mit viel Bier einzunehmen war, in die erste Bar und schließlich in den angeblich größten Club Zentraleuropas auf fünf Stockwerken. Schmiergeld ließ uns die Schlange überspringen und während ein dicker Engländer auf der Tanzfläche mit seinen Nippeln spielte, bemerkte ich, dass ich inzwischen fiebrig war. Weil das Bier aber 1,50 Euro kostete, verschwendete ich nicht allzuviel Aufmerksamkeit darauf.
Zurück im Appartment kotzten dann die ersten, aber es gab noch leckeren Gin and Tonic und Kräuterbegleitung.

Am nächsten Tag hatte ich zunächst das Gefühl, dass der Kater inzwischen stärker als die Krankheit war. Das war insofern schön, weil ich im Gegensatz zu Grippen den Umgang mit Katern sehr gut kenne, ich übe schließlich jedes Wochenende. Nach dem geplanten Rafting und einigen Bieren war ich dann schnell wieder auf Betriebstemperatur - der Abend konnte losgehen. Restaurant, Absinthbar, Bar, Stripclub, Club und junge Litauerinnen, auf die ich meinen Cousin hetzen konnte. Drei Literfalschen Wodka für 13 Leute, die schon total voll waren. Ein Erfolgsrezept! "Nüsschenspiel" auf der Tanzfläche, heißt wirklich so und es ist auch genau das, wonach es klingt. Die Nacht war spitze, am nächsten Tag war außer einem schleimigen Husten und dem obligatorischen Kater nichts geblieben. Bei einigen Abschiedsbieren mit einem meiner Cousins und einem weiteren, später abreisenden Teilnehmer, stellte ich schließlich fest, dass es mir gelungen war: Ich hatte eine Krankheit das erste Mal in meinem Leben konsequent weggesoffen. 48h Stunden dicht in Prag hatten dem härtesten Bazillus wohl den gar ausgemacht und damit für mich bewiesen: Alkohol und grippale Infekte sind kein Problem. Oder zu obiger Entscheidung: Selten eine im Nachhinein so richtige Wahl getroffen. Nur mein Kontostand, der sieht das nun ein wenig anders.