Was hat das mit Deutschland zu tun? |
Vom alten Gejammer (auf schon immer hohem Niveau) und Pessimismus scheint derzeit nicht soviel übrig zu sein. Was ich echt mal wohlttuend finde.
Das typisch Deutsche Gejammer, von dem ja immer gesagt wird, es sei ein Deutscher Wesenszug, will ich momentan eher als gepflegte Selbstironie mit einem verschmitzten Zwinkern verstanden wissen. Ach kommt, Kinder, Deutschland kritisieren ist sowas von out! Haben wir Jahrzehntelang gemacht. Überlasst das einfach fortan der taz, die machen das von Berufswegen ohnehin besser. Jetzt ist es mal Zeit, die Früchte der andauernden Unzufriedenheit mit unserem Gemeinwesen zu ernten, die nämlich dazu führte, dass sovieles besser ist als früher und vor allem besser ist als in anderen Ländern. Lediglich ZuBu, als ZUkünftigen, aber eben nicht derzeitigem, BUndeskanzler und überzeugtem, wenn auch stets parteiikritischen Sozialdemokrat, will ich es zugestehen, unsere Regierung, jedoch nicht das Land, weiter zu verdammen. Ich finde sie ja auch nicht so toll. Aber man gewinnt derzeit nicht selten den Eindruck, das Ausland beneide uns trotzdem darum, lieber von Merkels Zaudertruppe geführt zu werden, als von Berlusconis, Le Pens, Camerons oder farblosen Hollandes.
Wo man auch hinschaut, auf allen Gebieten geht es dem Reich derzeit blendend: Wirtschaftlich, sportlich, technologisch, rechtsstaatlich, vielleicht nicht millitärisch, aber das könnten wir auch, wenn wir es wollten, Kohle haben wir genug und um unsere Wehrtechnologie reißt sich sowieso die ganze Welt. Das Ansehen der neuen Fussballweltermeister ist nicht nur der sportlichen Leistungen wegen so glänzend, nein, es ist es auch, weil vielerorts im Ausland die Deutschen Tugenden dafür verantwortlich gemacht werden; ein Punkt, der sicherlich nicht alleine ausschlaggend ist, aber eben dafür auch nicht vollkommen bedeutungslos sein wird.
Der Erfolg gibt dem Sieger recht und macht die, manchmal sicher berechtigten, Zweifel vergessen: Das jahrelang uns prognostizierte Schrumpfen unseres Staates hat in den letzten Jahren nicht stattgefunden, entahm ich kürzlich der Zeitung. In den letzten drei Jahren war Deutschland das größte Einwanderungsland der Welt nach Amerika, welches ja ein solches per Definition ist. Deutschland wächst also. Das sind mal Nachrichten! Dieser Trend muss nicht anhalten, aber ich hoffe sehr darauf, dass wir so viele neue Deutsche dazu gewinnen können. Deutsche, die vielleicht nicht klischeehaft aussehen wie die Germano-Bösenwichte mit Namen Hans bei James Bond, dafür aber unser Land weiter bunter, liberaler, noch stärker und vielseitiger machen.
Was nun das alles mit der Abbildung zu tun hat, welche ich hier eingangs zeigte? Nun, jener Lampenschirm stammt aus der City-West und wurde mir von einem übermütigen Fan während der Feierlichkeiten zum vierten Deutschen Weltmeistertitel überreicht. Er gehört zu einer Siemens-Ampelanlage. Damit symbolisiert er vier Dinge:
-Unter tausenden friedlich feiernden Fußballanhängern/Feiergängern/Deutschen/Erdlingen sind immer ein paar Idioten, die übertreiben
-Man kann an Abenden des Rausches auch mal fünfe gerade sein lassen, ey spieß hier nicht rum, mann!
-Deutsche Wertarbeit und die pulsierende Deutsche Wirtschaft, die durch einen engagierten Mitbürger einmal mehr angekurbelt wurde
-Nachdem uns die ganze Welt huldigt, wir das genießen und es uns ja sowieso ziemlich gut geht, will ich das unbefugte Abmontieren des Ampelschirms mit einem Zitat rechtfertigen, dass -neidlos anerkannt- in der Urhebersprache immer noch am besten klingt: ..."because we can"!