Ben* hatte recht, als er mir am Freitag erzählt hatte, dass im Moment so eine Phase sei, in der sich viele neue, zum Teil sehr überraschende, Pärchen zusammenfinden. Unser jAm ist einer von ihnen, aber auch Nils und Benni (wenngleich deren Pärchenwerdung schon etwas länger zurückliegt). Nun, schmerzlich war mir vor 14 Stunden bewusst gemacht worden, dass ich wohl nicht mich in diesen erlauchten Kreis zählen darf. Meine Mission war leider gescheitert.
Wie gesagt, ich hatte mir die Partynacht vor meiner Abreise nach Schweden ziemlich anders vorgestellt, als wie auf einer Kinderparty die Fliege zu machen und mich weinend in mein Zimmer einzuschließen. Auch gut gemeinte Ratschläge (Pfiffy: "Naja, sieh es positiv, du hast immer noch die rechte Hand") und mein guter Freund Alkohol (serviert durch einen fürsorglichen Benni) konnten den Schmerz nicht beseitigen, dass etwas scheiterte, in das ich mich echt ziemlich schon reingesteigert hatte. Ich werde mit Sicherheit noch etwas daran knabbern.
Durchgemacht wurde dennoch. Auch wenn ich im Flugzeug wie ein Spirituosenfachgeschäft geduftet haben muss, was wiederum den Vorteil mit sich brachte, dass ich einen Platz neben mir frei hatte (tatsächlich! Ansonsten war der Flieger nahezu voll, genau wie ich), und ich insbesondere im alkoholfeindlichen Schweden wie die Vorhut einer Busladung anonymer Alkoholiker gewirkt haben muss, die Fahrt überstand ich heil. Man hatte mich tatsächlich mitgenommen und nicht des Landes verwiesen.
Dafür brach dann in Schweden vielleicht das konträrste an, was in meiner selbstmitleidigen Stimmung überhaupt vorstellbar war. Die Sonne schien strahlend, das ganze Land war in Puderzucker getaucht. Die knackigen -20 Grad Celsius bei der Ankunft machten den Eindruck perfekt, im hohen Norden gelandet zu sein. Meine ersten Unterhaltungen auf Schwedisch verliefen meist recht erfolgreich, wenngleich mein Sprachlevel dem eines Kleinkindes ebenbürtig ist. Kleinkinder können aber auch schon ihren eigenen Lolli bestellen. Der Schlafmangel ließ mich wie auf Wolken gehen, es war einfach nur merkwürdig. In der ehrwürdigen Domkirche Uppsalas konnte ich dann lange über den Vortag und meine Mission nachdenken. Eigentlich war es das beste, was mir passieren konnte, statt in Acikron Hugh-Grant-Filme zu schauen und Klopapierrollen zuzuheulen.
Uppsala scheint toll. Hängt sicherlich mit dem Wetter und meiner Situation zusammen, ansonsten wirkt die Stadt wie eine leicht holländische Version von Marburg. Genau mein Ding. Und dann gibt es da noch einen klitzekleinen Nebeneffekt: Es stimmt, in Schweden sind die heißesten Frauen der Welt. Manchmal musste ich aufpassen, die Mädels nicht anzustarren. Klar, könnte man sagen, weil du das erwartet hast, findest du überall Beweise dafür. Aber es ist einfach unglaublich. Wer auf blonde lange Haare, schlanke, große Damen steht, die sich auch noch anzuziehen wissen, ist hier genau richtig. Ich werde meine Mission hier sehr schnell wieder vergessen können.
Doch momentan ist gar nicht groß die Zeit, die Mädels mit meinem Sabbern zu verschrecken. Denn ersteinmal gibt es unglaublich viel zu organisieren. Und ständig Vokabeln zu lernen. Auch wenn sie so ähnlich alle klingen, vor dem Lernen der unregelmäßigen Verben bleibt man auch als Großdeutscher nicht verschont. Nachher ist die erste Veranstaltung in der Uni, auch das wird spannend.
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Ich habe mir übrigens, weil ich meine Freunde für vier Monate nicht mit diesen lästigen Rundmails zu überschütten gedenke, überlegt, Ben's Blog als Reiseberichtsmedium zu nutzen. Damit zwischen dem normalen Unsinn in dieser Quatschspalte die Berichte des Außenpostens Nord nicht untergehen, werde ich das Design meiner Eintragungen aus Schweden leicht anpassen.
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