Montag, 1. April 2013

Lagebericht Schweiz


Auch bei den Schweizer Bierpreisen gab es bislang leider keine Entspannung. Neueste Prognosen erwarten zudem, dass der Preis in den nächsten Wochen sogar weiter anzieht. Experten haben beobachtet, dass der europäische Biermarkt in jüngster Zeit eine Nachfrageverschiebung hin zu den sonst nur mitteldurstigen, nordeuropäischen Ländern, insbesondere nach Schweden, erfahren hat. Durch die plötzliche Wanderung des Nachfrageschwerpunktes, ist in den südlichen Ländern ein Lieferengpass entstanden, der, wie spekuliert wird, noch bis Mitte Jahres anhalten wird. Obwohl ich mir auch in diesem Punkt zurechne, tiefere Einsichten in das Geschehen zu besitzten als von Fachkreisen soweit erfasst,  muss ich nichtsdestotrotz  mein Konsumverhalten an die neue Situation anpassen. Konkret werde ich mich nun öfter nach Berlin begeben, in der Hoffnung, dass dort auch in naher Zukunft noch volle oder zumindest halbvolle Fässer vorhanden sind. Auf Grund der neu entstandenen Bindung mit einer gewissen M.S. sehe ich mich in der erfreulichen Situation einen weiteren Grund zu haben, der mein gelegentliches Ausbuchsen aus dem Exil rechtfertigt.
Bei meinem letzten Kurzbesuch im Norden habe ich allerdings eine erschreckende Feststellung gemacht, die mir eindeutig zeigte, dass meine Aufenthaltsdauer in der Schweiz einen kritischen Wert erreicht hat. An dem gewissen Wochenende ernährte ich mich mal wieder ausschliesslich von einer wohlbekannten türkisch-deutschen Fast Food Spezialität. Ich war von dem Geschmack mal wieder so begeistert, dass mir noch jetzt die Hände zittern, wenn ich an den Moment der Nahrungsaufnahme denke. Erstaunlicherweise erlebte ich das überwältigende Gefühl an jedem aufgesuchten Schnell-Verpfegungsstand.
Doch kann es sein, dass wirklich alle Berliner Döner unfassbar gut schmecken? Kann es sein, dass es  keinen einzigen nur mittelleckeren Ausreisser gibt? Nein, natürlich nicht!! Ich musste zu dem Schluss kommen,  dass das statistisch unmöglich ist. Und da wurde mir klar, dass der kontinuirliche Verzehr von Züricher Döner mittlerweile vollständig meine Massstäbe verzehrt hat. Dabei hätte mann eigentlich bei Accelzio's ausführlichem Photoreport schon misstrausisch werden müssen. Zugegeben, es gab schon ein wages Gefühl, dass das Mitbringsel nicht wirklich gut schmeckt. An dieser Stelle nochmal grosses Lob für die wagemütige oder auch grob fahrlässige Verköstigung der überbrachten Ware. Eigentlich hatte ich erwartet, dass dieser Döner seine entgültige Bestimmung darin finden würde, dass man ihn fachgerecht mummifiziern und dem Museum für neuzeitliche Geschichte überreichen würde. Er gibt einen  eindrücklichen Beweis dafür ab, zu welch Grausamkeiten die menschliche Spezie auch heute noch in der Lage ist. Ich rege in Anbetracht der nun erfolgten Vertilgung an, schnellstmöglich einen Wachsnachbau für das Berliner Wachsfigurenkapinett anzufertigen und das Replikat entweder Hitler, Stalin oder Saddam Hussein ins Gebiss zu klemmen, um zu unterstreichen aus welchem Holz die besagten Personen geschnitzt sind. Selbstverständlich will ich mit diesem Vorschlag keine missverstándlichen Gemeinsamkeiten zwischen Accelzio und den besagten Protagonistn der Weltgeschichte andeuten. Ich selber verstehe seine Tat vielmehr als heroische Aufopferung für die Wissenschaft, und dass ihm selber nichts anderes vorschwab, belegt die gewissenhafte Dokumentation, die ein drastischen jedoch nicht ganz überraschendes Fazit bezüglich des Geschmackserlebnisses abgibt.
Die Quintessenz ist also, dass Geschmack regelmäßig nachgeeicht werden muss. Und zwar sowohl nach oben als auch nach unten. Denn nichts ist so tötlich wie die Gewohnheit an ein vorherrschendes Qualitätsniveau.

1 Kommentar:

  1. Oh, wie ich den Döner vermisse! Kann mich kaum mehr daran erinnern, wie er schmeckte! Ich weiß nur, dass einer, den ich einmal verzehrte ziemlich abartig war. Der kam wohl nicht aus Berlin. Richtig, es war für die Wissenschaft.

    Geschmack muss dringend wieder neu geeicht werden. Habe inzwischen schon vergessen, wie normalprozentiges Bier schmeckt. Vor kurzem habe ich auf einer Party eines mit 5,2 % in die Hand gedrückt bekommen (garantiert Schmuggelware) und nach dem ersten Schluck dachte ich zunächst, es sei Bockbier oder sowas. Kinder, ich brauche Hilfe!
    Man würde es im übrigen sehr begrüßen, wenn die neu entstandene Bindung mit Fräulein S. fortdauern würde, die ja auch schon hier im Blog zitiert wurde. Besonders groß wäre die Freude, wenn dies auch im kommenden Sommer der Fall wäre, weil ich dann wieder in der Reichshauptstadt weile und der Re-Eichung meines Biergeschmacks mit u.a. Herrn jAm harre!

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