Mittwoch, 17. Juni 2015

Der beste Liedwunsch meines Lebens

Ein kleines Frühjahrsloch in der Blog-Berichterstattung ist eingetreten, wahrscheinlich aber wohl nicht, weil uns die Themen ausgingen, sondern weil wir alle so furchtbar beschäftigt sind. So musste ZuBu unbedingt noch seine (für einen außenstehenden obligatorisch anmutende) Eins im Abschlussexamen ergattern, Ben* gedachte die letzte Klausur ebenfalls so zu vollenden und ist natürlich heute just wieder auf dem Weg in den Urlaub. jAm bereitet seine Hochzeit vor und Accelsio selber arbeitet oder arbeitet daran, sich die Birne wegzuschießen. Also irgendwie alles wie immer (Bis auf die bevorstehende Hochzeit freilich, das macht man ja schließlich eigentlich nur einmal im Leben).
Gerade komme ich selber auch von einer Hochzeit. Mein zweitältester Vetter heiratete vor einigen Tagen eine junge Malteserin, weshalb die ganze Sippe einige Tage auf Malta verbrachte. Eine wunderschöne, warme, wasserarme Insel mit unglaublich viel Kultur, hätten sie sich die englische Kolonialbesatzung nur gespart, die ihnen die Essenskultur merklich versaut hat. Die Feierlichkeit war an Prachtentfaltung kaum zu überbieten. Heirat mit Streicherensemble in alter Kathedrale der alten Inselhauptstadt (Also so, als ob ein Deutscher im Stephansdom, im Speyerer Dom oder im Frankfurter Dom heiraten würde), zuvor Segelbootsfahrt zum Kennenlernen mit Bier vom Fass, Empfang in altem Palazzo, welcher sogar im Reiseführer als Top-Sehenswürdigkeit aufgeführt war, und schließlich Bankett im angeschlossenen Barockgarten. Nach einigen Reden und Speisen dann der beste Teil jetweder Hochzeit: Tanz und Party. Da hatte sich mein Cousin etwas einfallen lassen: Bloß keinen Walzer, sondern gleich nach dem Tanz des Brautpaares und des Brautvaters Vollgas und Party. Die Cousins -wir sind insgesamt zwölf an der Zahl, zehn Jungen, zwei Mädels- standen noch kurz Schlange an der Bar, um sich zu stärken, dann hotteten wir los.
Nach Maltesischem Gesetz müssen alle Feierlichkeiten um ein Uhr spätestens enden - wie öde. Hatte aber den Reiz, dass von vorneherein klar war, dass wir rechtzeitig richtig in Stimmung kommen mussten. Dennoch verhielten sich die meisten Gäste so, als sei noch genügend Zeit, den Abend legendär zu machen. Es muss gegen Zwölf gewesen sein, als viele eine kleine Pause einlegten, vielleicht auch dem übermäßigen Chartmusik-Einsatz geschuldet war die Tanzfläche recht leer geworden. Da erschien mir ZuBu im Traum und befahl mir zu handeln - naja, zumindest im übertragenen Sinne. Ich fragte den DJ, ob er Modern Talking besäße. Tat er, doch ihm war gleich bewusst, dass das ein ausgesprochen heikler Wunsch war und verlangte die Erlaubnis beider frischgebackener Eheleute.
Die holte ich ein.
"You're my heart, you're my soul"
Einige Vetter stießen mich an und bemerkten, dass ich ja nun endlich meinen Wunsch bekommen hätte. Doch sie ahnten nicht die Durchschlagskraft von D. Bohlen und T. Anders. Die Tanzfläche füllte sich in rasender Geschwindigkeit. Der Mopp kannte anscheinend jede Zeile und grölte laut mit. Im wilden Tanz bildete sich ein Kreis um das Brautpaar, dass inzwischen ebenfalls sich dem Gesprächszirkel mit Tanten und Onkeln entwunden hatte. Schließlich stießen diese auch noch zu uns und an die fünzig Leute müssen es gewesen sein. Das Lied schlug ein wie eine Bombe und wir tanzten um die beiden wie um das goldene Kalb.
Fortan dürfte keiner in der Familie mehr solche Musikwünsche abschlagen.

Weil Tanz so schön ist, freue ich mich schon auf die nächsten gemeinsamen Gelegenheiten. Mal sehen, was am Sonntag geschieht, da ist schließlich fête de la musique. Die Woche danach ist die Fusion, drei Wochen später das Feel-Festival. Und danach gehen wir mit großen Schritten auf den Tag des jAm und seiner Verlobten zu!

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